© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Kontrafaktisches zum „deutsch-völkischem Fremdenhaß“
Germanenmythos und Antisemitismus
(wm)

Selbst während der NS-Herrschaft sind die Geistes- und Sozialwissenschaften nie derart an die ideologische Kandare genommen worden wie unter dem marxistisch-leninistische Parteilichkeit einfordernden, diese auch penibel kontrollierenden SED-Regime. Einen ähnlich hohen Politisierungsgrad haben die einschlägigen Disziplinen mittlerweile an den Hochschulen der Berliner Republik erreicht. Mit der Folge, daß die HU Berlin, ein Gender-Leuchtturm als beste unter deutschen Universitäten hinter der TU München (55. Platz), im globalen Ranking den 117. und die Uni Bremen, von jeher linke Kaderschmiede, einen satten 541. Platz belegt. Ein Dritte-Welt-Niveau, das sich an Fächern mikrologisch am besten zeigt, die sich mit dem Komplex Islam, Einwanderung, Antisemitismus befassen. So ist der Historiker Christoph Schulte, der an der Uni Potsdam die Jüdischen Studien vertritt, etwa zur kontrafaktischen Einsicht gelangt, daß seit der Flüchtlingskrise der „völkische Nationalismus“ eines Turnvaters Jahn, der Juden wegen der exklusiven „germanischen“ Abstammung der Deutschen ausgrenzte, Urstände feiere (FAZ vom 1. Juli 2020). In den Forschungen Rainer Kippers (2002) und Ingo Wiwjorras (2006) zur  Rezeptionsgeschichte des Germanenmythos zwischen 1813 und 1918 finden sich indes kaum Spurenelemente eines solchen Antisemitismus. Was Schulte nicht hindert, daraus einen generellen, heute Juden und Muslime treffenden „deutsch-völkischen Fremdenhaß“ zu mixen, der von den Nürnberger Rassengesetzen direkt zum „Rechtsterrorismus“ jenes psychopathischen Einzeltäters führe, der 2019 in Halle eine Synagoge attackierte. 


 www.timeshighereducation.com