© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Überraschungsfreies zum Antisemitismus unter Schülern
Es ist nur Israelhaß, Dummkopf
(ob)

Auf üppigen 600, soeben publizierten Seiten über „Antisemitismus an Schulen in Deutschland“ hat die Frankfurter Soziologin Julia Bernstein ihre Erkenntnisse ausgebreitet. Das überraschungsfreie, von der Journalistin Gesa Cordes auf den Punkt gebrachte Resultat des an 171 Schulen in nur kümmerlichen 251 Interviews erhobenen Befunds lautet: Zu Unrecht würde Antisemitismus an Schulen als „Problem von Muslimen“ wahrgenommen (Deutsche Universitätszeitung, 5/2020). Soweit er bei muslimischen Schülern zu registrieren sei, habe er nichts mit deren Religion zu tun, sondern entspringe ihrem „Israelhaß“. Darin seien sich Muslime mit deutschen „Rechten und Linken einig“. Überhaupt belege ihre Erhebung einmal mehr, so zitiert Cordes die Konfliktforscherin mit israelischem Paß, daß Judenfeindschaft in der deutschen „gesellschaftlichen Mitte“ wurzelt. Deshalb hätten auch Lehrkräfte „antisemitische Stereotype und Weltanschauungen verinnerlicht“ und würden Gewalt gegen jüdische, als Stellvertreter Israels attackierte Schüler dulden. Was wiederum ein „Echo auf die Nazizeit“ sei. Im Wunsch nach Entlastung der Großeltern und der eigenen Nation „wolle man unbedingt mit dem kritischen Finger auf Israel zeigen“ und ignoriere deshalb „Ressentiments gegen Juden“. Darin äußere sich „die Sehnsucht nach unbeschadeten Identitäten“, vermutet Bernstein. 


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