© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Umwelt
Profit mit Windrädern
Volker Kempf

In dem aktuellen KommPlus-Magazin des im südwestdeutschen Landes- und Kommunalbesitz befindlichen Energieversorgers EnBW wird „ein deutlicher Ausbau der Windkraft“ gefordert. Dafür werden drei Gründe genannt: Die Klimaziele können so erreicht, die Energiewende soll so zum Erfolg geführt und die Branche so „vor dem Kollaps“ bewahrt werden. Das Entscheidende kommt also zum Schluß, denn dann ist von Arbeitsplätzen die Rede – doch deutschlandweit seien 2019 nur 325 neue Windkraftanlagen errichtet wurden. Städte und Gemeinden seien nun als Partner willkommen, daran etwas zu ändern. Verwiesen wird auf die EnBW-Initiative „#windforfuture“, die unter anderem vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW, Windkraft Thüringen, Westfalenwind und Naturstrom sowie dem ostfriesischen Windanlagenbauer Enercon, dem Münchner BayWa-Konzern und dem oberpfälzischen Bauunternehmen Max Bögl unterstützt wird.

Abstandsregeln lockern, Ausnahmen beim Artenschutz zulassen und Behörden stärken.

Gefordert wird, die Genehmigungshemmnisse für Windkraftanlagen abzubauen: Die Abstandsregeln zu Wohnhäusern sollten „in ihrer Pauschalität“ gelockert, Ausnahmen beim Artenschutz müßten klar definiert, Behörden sollten gestärkt und Regelungen zur Flugsicherung sollten „angepaßt“ werden – sprich: Die Klagemöglichkeiten der Bürger müssen weg, denn China sei auf der Überholspur, da müsse Deutschland Schritt halten. Zudem gebe es viele Windkraftbefürworter – aber warum werben dann Tourismusbroschüren nicht mit „Windlandschaften“? In dieser Branche geht es auch um Arbeitsplätze, etwa im Thüringer und dem Schwarzwald. Immerhin machen der Naturschutzbund und der Bund für Umwelt und Naturschutz nicht bei „#windforfuture“ mit. Denen scheint das grünbemäntelte Windkraftbauer- und Investorenrettungsprogramm dann doch etwas zu weit zu gehen.