© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/20 / 10. Juli 2020

Haltungsnote
Eingriff in die Charts
Gil Barkei

Corona hat in den vergangen Monaten auch die Pläne des patriotischen Rappers Chris Ares durchkreuzt und das Erscheinen seines Albums „Ares“ verzögert. Nun ist die Platte am 3. Juli erschienen und feiert erste Erfolge bei Apple iTunes. Sicherlich läßt sich über die eine oder andere Textzeile von Chris Ares streiten, schließlich liegt es in der DNS des Raps, immer auch ein Stück zu provozieren. Aber dazu müßte man dem jungen Musiker erst einmal den fairen Zugang zum Markt und zur Öffentlichkeit ermöglichen. 

Doch genau dies möchte Amazon verhindern. Einen Tag vor der Veröffentlichung entfernte der US-Konzern plötzlich das Album von seiner Marktplattform. Betroffen von der Zensur sind auch die Fanboxen; bereits bei Amazon eingelagerte Produkte gehen so wieder unverkauft ans Label zurück – ein erheblicher Eingriff in die Charts. Da diese sich am Umsatz orientieren, spielen die im Vergleich zu normalen CDs und Downloads teureren Boxen mit ihren Fanartikeln eine wichtige Rolle in der Musikindustrie. 

Auch der Musikstreamingdienst Spotify hat dem massiven Druck nachgegeben und Ares ebenfalls aus seinem Programm genommen. Eine Top-Plazierung eines heimatverbundenen Hip-Hop-Künstlers ist anscheinend nicht gewollt.