© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

Wo einst Salomon den "Fragebogen" schrieb
(vo)

Sylt war auch für den Schriftsteller Ernst von Salomon immer wieder ein Sehnsuchtsort: „Kampen war meine Zuflucht, wenn die Zeiten mulmig wurden“, resümierte er einmal. Hier fand er „besonders angenehme Bedingungen, um intensiv arbeiten zu können“.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich um eine Zuzugsgenehmigung für die Insel. In einer ehemaligen Bunkeranlage der Wehrmacht am Wattenmeer bei Kampen erhielt der Autor mit seiner Frau eine Unterkunft, ganz in der Nähe des Cafés „Kupferkanne“, das noch heute existiert. „Der weiß getünchte Raum mit kahlem Schreibtisch und Feldbett erinnert an eine Zelle, und Ernst von Salomon trägt eine blau-weiß gestreifte Leinenjacke, ähnlich einem Häftling“, erinnerte sich ein Besucher später. In diesem Umfeld entstand sein autobiographischer Roman „Der Fragebogen“, der, 1951 erschienen, einer der ersten deutschen Nachkriegsbestseller wurde.

Schon vor dem Krieg hatte von Salomon so häufig in Kampen gewohnt, daß ihn die Freiwillige Feuerwehr des Ortes 1936 als passives Mitglied aufnahm. Die Insel schätzte der Schriftsteller vor allem im Winter: „Vom Winde wirst du gebeutelt und geschüttelt, gedrückt und zerrieben. Du ahnst das Ende der Welt, das niemals kommt. Denn diese Landschaft ist elementar.“ Über seine zeitweilige Wahlheimat meinte von Salomon: „Und Gott sprach: Es werde Kampen!“