© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/20 / 17. Juli 2020

CD-Kritik: Teodor Currentzis, MusicAeterna
No 5
Jens Knorr

Ta-ta-ta-taaaa – wer kennt es nicht, das wohl berühmteste Kopfmotiv der abendländischen Sinfonik? Und wer vermeint nicht, die ganze Symphonie, Beethovens Fünfte – die „Schicksalssymphonie“ – zu kennen?

Die Aufnahme der MusicAeterna unter ihrem Gründer und Leiter Teodor Currentzis kann einiges von dem vermitteln, wovor die Hörer der Uraufführung 1808 erschrocken waren, nämlich davor, diese Symphonie verstanden zu haben. Was anderswo penetrant ertönt, das läßt MusicAeterna zwingend logisch klingen; die durchbrochene Arbeit Beethovens ganz durchhörbar; eine Kette von Begebenheiten mit unvorhersehbaren Brüchen und Wendungen; ein unaufhaltsames Fortstürmen zum Paradiese hin.

In Currentzis’ Interpretation überlagern sich aufklärerische und romantisierende Elemente, er hat die Partitur, einschließlich der – schnellen! – Metronom-Angaben Beethovens, genau gelesen, interpretiert sie jedoch durch die Brille E.T.A. Hoffmanns. Der historisch informierte Mystiker greift dem Schicksal nicht in den Rachen, sondern hängt ihm an den Lippen. Das geht an den „sprengenden Intentionen der Fünften“ (Peter Gülke) vorbei.

Die Veröffentlichung der zu selber Zeit aufgenommenen Siebten ist erst für den Herbst angekündigt: So pocht das Marktgesetz an die Pforte.

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 5. Sony Classical 2000   www.sonyclassical.de www.teodor-currentzis.com