© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/20 / 31. Juli 2020

Kirchenvertreter preisen „Willkommenskultur“ als Erfolg
Wirklichkeit ausgeblendet
Jürgen Liminski

Die Klugheit ist die erste der vier sogenannten Kardinaltugenden. Sie sorgt dafür, daß man die gesamte Wirklichkeit in den Blick nimmt und so gerechte und maßvolle Entscheidungen zu treffen vermag. Nun sind nicht alle tugendhaften Kirchenleute damit gesegnet, und es ist verständlich, daß diese Leute auch mal im Rampenlicht zustimmender Medien stehen möchten. Aber wer die Wirklichkeit ständig ausblendet, ist entweder manipulativ oder naiv.

Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm blenden bei ihrem jüngsten Lobpreis der Kanzlerin und der Willkommenskultur aus, daß ihre „Schutzsuchenden“ nach der amtlichen BKA-Statistik pro hunderttausend Einwohner fünfmal soviel Morde oder Totschlagsdelikte sowie Vergewaltigungsverbrechen begehen wie die übrige Bevölkerung. Das sind keine Details und hat mit der Herkunft der Migranten zu tun, was zu sagen in der Regel die mediale Exkommunikation nach sich zieht.

Bedford-Strohm dagegen sieht das anders, sozusagen biblisch: Für ihn sind die Seenotretter Menschenfischer. Denn dadurch würden viele Menschen in die Kirche eintreten. Über diejenigen, die deswegen austreten, schweigt er. Wieder ein Stück Ausblendung. Naivität ist die kleine Schwester der Dummheit. Es kann passieren, daß man mal Teile der Wirklichkeit aus dem Blick verliert. Nur: Wer das beharrlich tut, ist nicht klug, sondern verkauft die anderen für dumm.