© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/20 / 31. Juli 2020

Sie beten nicht denselben Gott an
Der Theologe Heinz-Lothar Barth hat seinen zweiten Band über Christus und Mohammed vorgelegt
Maja Jovicic

Der zweite Band des promovierten Altphilologen Heinz-Lothar Barth beleuchtet wie schon der erste Band von 1995 akribisch genau die Unterschiede zwischen Christentum und Islam, wobei der Autor sich diesmal eingehend mit der Frage beschäftigt, ob Christen und Mohammedaner wirklich denselben Gott anbeten. Ganz besonders kritisch wird dabei die Haltung der katholischen Kirche unter die Lupe genommen, deren Entwicklung Barth, selbst gläubiger Katholik, seit dem zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren als hoch problematisch erachtet. Er zeigt klar den Bruch in der jahrhundertelangen Abwehrposition der europäischen Christenheit gegen den Islam und der modernen Praxis des interreligiösen Dialogs, sowie der Annahme, daß alle Religionen letztlich zu Gott, zum Heil, führen würden. 

Falscher Begriff der abrahamitischen Religion

Barth scheut nicht davor zurück, heiße Eisen anzupacken, wie zum Beispiel den Gewaltaspekt im Islam, erlaubte Sklaverei, die Unvereinbarkeit von Scharia und Grundgesetz, die Islamisierung Deutschlands bzw. Europas, die Political Correctness gegenüber muslimischen Migranten. Auch ihre mangelnde Integrationsfähigkeit aufgrund der Religion, die Unterdrückung der Frau inklusive Genitalbeschneidung, Vielweiberei und Prügelstrafe, und die Christenverfolgung weltweit durch die Verbreitung der Religion Mohammeds spart er Autor nicht aus. Sehr anschaulich erklärt der Verfasser, daß man den Islam nicht, wie landläufig gern gepredigt wird, als „abrahamitische Religion“ ansehen kann, sondern daß es sich bei diesem Begriff um ein reines politisches Konstrukt handelt, mit dem sowohl eine falsche Tradition als auch Legitimation innerhalb der monotheistischen Glaubenskonzepte hergestellt werden soll. 

Zwei Kapitel widmet der Autor dem Thema der Missionierung von Muslimen und der christlichen Mission generell – aus jedem Satz strahlt die Überzeugung, aber auch die Liebe zu seinem eigenen religiösen Bekenntnis; sehr mutig hervor. Beeindruckend ist ebenso das flammende Schlußplädoyer, in dem Heinz-Lothar Barth die Leser dazu aufruft, selbst wieder ernsthaft praktizierende Christen zu werden – es sei die einzige wirkliche Chance nicht islamisiert zu werden. 

Auf rund 450 Seiten, mit zahlreichen Fußnoten versehen, wird dem Leser ein wissenschaftlich recherchiertes Werk, voll profundem Wissen präsentiert, das den geschichtlichen Bogen von der Zeit der Entstehung des Islam auf der Arabischen Halbinsel, über die osmanischen Eroberer bis heute spannt. 

In der Gegenüberstellung Christentum zum Islam hat der ehemalige Dozent der Bonner Universität keinen Aspekt ausgelassen. Die Lektüre seines Buchs läßt beim Leser keine Fragen offen, im Gegenteil: selbst der Laie braucht vor einer kontroversen Diskussion zum Thema nun nicht mehr zurückzuschrecken. Einzig die Tatsache, daß Barth stets aus dem Blickwinkel eines Christen schreibt, könnte für Interessierte, die aber selbst keine oder wenig Kenntnisse über den christlichen Glauben haben, zu Anfang überfordernd wirken, da der Leser sich erst in die Begrifflichkeiten einfinden muß. 

Heinz-Lothar Barth: Christus und Mohammed, 2. Band. Alverna Verlag, Wil (Schweiz) 2019, broschiert, 452 Seiten, 19,90 Euro