© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/20 / 31. Juli 2020

Frisch gepresst

Friedrich Wilhelm I. Mit dem Paukenschlag einer Kulturrevolution, der drastischen „Personalfreisetzung“ im väterlichen Hofstaat und der sofort energisch betriebenen Vermehrung der Armee, begann 1713 die Regierung Friedrich Wilhelms I. Aber das war nur der Auftakt zu jener Umwälzung des Staats- und Wirtschaftssystems, die Preußen zur Armee umformte, die sich einen Staat leistete, den sein Sohn Friedrich II. in drei schlesischen Kriegen in den Rang einer europäischen Großmacht erhob. Trotzdem ist dieser Monarch nicht auf das von der populären Literatur und vom Ufa-Film, in dem Emil Jannings ihn als prügelsüchtigen Tyrannen darstellt, verbreitete, sich nach 1945 verfestigende Klischee „Urheber des preußischen Militarismus“ zu reduzieren. Daß er tatsächlich viel mehr als nur „der Soldatenkönig“ gewesen ist, arbeiten die Aufsätze in einem dezent-prachtvoll illustrierten Sammelband heraus, den der Potsdamer Landeshistoriker Frank Göse und Jürgen Kloosterhuis, der ehemalige Direktor des Berliner Geheimen Staatsarchivs, herausgegeben haben. Besonders nachdrücklich zu empfehlen sind die reichlich Neues zutage fördernden Studien, die sich mit den „weiblichen Kontrasten“ des Herrschers, der Kunst und Musik während seiner Regierungszeit, sowie seinen „königlichen Leidenschaften“ befassen. (ob)

Frank Göse, Jürgen Kloosterhuis (Hrsg.): Mehr als nur ein Soldatenkönig. Neue Schlaglichter auf Lebenswelt und Regierungswerk Friedrich Wilhelms I., Duncker & Humblot, Berlin 2020, geb., 398 Seiten, Abb., 89,90 Euro





Hermannsschlacht. Seitdem sich vor etwa dreißig Jahren die These verdichtete, daß die berühmte Schlacht 9 n. Chr. am Nordrand des Wiehengebirges bei Kalkriese stattgefunden habe, gibt es immer noch Kritiker an dieser These. Einer von ihnen ist Wolfgang Schlüter, dessen Namensgleichheit mit dem Osnabrücker Archäologen und wissenschaftlichen Leiter des Forschungsprojekten in Kalkriese etwas irritiert. Auch unser Buchautor ist Professor, aber eben der Jurisprudenz. Dennoch widmet sich Schlüter seinem Thema mit Leidenschaft und mit Hilfe von Analysen aus der Luftbildarchäologie, um anhand „neuer Forschungen und neuester Lagerfunde im Aufmarschgebiet der römischen Legionen im Kampf gegen die Germanen unter Arminius in Ostwestfalen-Lippe“ zu verorten. (bä)

Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Und die Schlacht war doch im Teutoburger Wald. Osning-Verlag, Norderstedt 2020, gebunden, 80 Seiten, Abbildungen, 27,90 Euro