© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Vor 70 Jahren „Charta der Heimatvertriebenen“ unterzeichnet
Die Heimat verloren
Erika Steinbach

In diesen Monaten vor fünfundsiebzig Jahren strömten Millionen Deutsche aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa nach Deutschland. Sie kamen nicht freiwillig. Sie sind auch nicht einfach geflohen. Rund 15 Millionen Deutsche wurden zwischen 1945 und 1950 gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. Ein „Recht auf Heimat“ aber hat ein jeder, wie die „Charta der Heimatvertriebenen“ im August vor 70 Jahren feststellte.

Die Flüchtlinge kamen mit kaum mehr als dem, was sie auf dem Leibe trugen, aus dem kommunistischen Machtbereich hier an. Bis weit in die fünfziger Jahre lebten die meisten von ihnen unter erbärmlichsten Bedingungen. Von freudiger Begrüßung durch die einheimischen Landsleute konnte zumeist keine Rede sein. Es war die gewaltigste Massenaustreibung, die es bis zum heutigen Tage in der Geschichte der Menschheit gegeben hat. Es war ein Genozid. Nicht nur nach heutigen Maßstäben, auch 1945 waren diese Vertreibungsaktionen völkerrechtswidrig. Die Katastrophe der Vertreibung mit allen nur denkbaren Grausamkeiten in der Mitte des 20. Jahrhunderts ist schmerzlicher und unauslöschbarer Teil unserer ganzen Nation. Sie ist Teil unserer Identität und geht uns alle an. Wir dürfen diese Schicksale nicht vergessen!






Erika Steinbach, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete, war von 1998 bis 2014 Präsidentin des Bundes der Vertriebenen.