© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Urlaubsausflug nach Carwitz, einer zur Feldberger Seenlandschaft gehörenden Gemeinde im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. In dem ehemaligen Fischerdorf besuchen wir das Hans-Fallada-Haus, in dem der Schriftsteller von 1933 bis 1944 lebte. Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen) schrieb dort unter anderem die später allesamt verfilmten Romane „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“, „Wolf unter Wölfen“ und „Der eiserne Gustav“. Heute gilt das unter denkmalpflegerischen Aspekten restaurierte Anwesen am Carwitzer See laut einer Hinweistafel am Eingang des Wohnhauses als „Kultureller Gedächnisort von nationaler Bedeutung“. Es beherbergt ein sehr sehenswertes Museum samt Falladas ehemaligem Arbeitszimmer, einem Themenraum („Hans Fallada. Leben und Werk“) sowie einem Filmzimmer im Obergeschoß. Ein Rundgang auf dem Außengelände führt vorbei an einem vor der Veranda von seiner Ehefrau Anna Ditzen angelegtem Dreiecksbeet, einer Scheune, die heute als Archiv und Tagungssaal genutzt wird, und einem originalgetreu nachgebauten Bootshaus zu einem idyllischen Sitzplatz direkt am Seeufer. Ebenfalls in Carwitz zu besichtigen ist die letzte Ruhestätte Falladas. Geöffnet ist das von der durch die Corona-Pandemie finanziell gebeutelten Hans-Fallada-Gesellschaft betriebene Museum täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro (https://fallada.de/).

Twitter-Fundstück: „Früher: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Heute: Hetze ist immer Hetze der Andersmeinenden.“ (Alexander Kissler in einem Tweet am 31. Juli) 

Siedlungsnamen in Brandenburg, die man gern als Adresse hätte: Verlorenort (Landkreis Oberhavel) oder, noch schöner,  Jenseits des Sees (Landkreis Märkisch-Oderland).

Erfahrungszugewinn: Krankheit lehrt Demut.

Auf dem steinumrandeten Gelände der als Fachwerkbau errichteten Dorfkirche in Carwitz, 1706 geweiht, hören wir spontan ein Gastkonzert des Trio Scho, einer ursprünglich aus der Ukraine stammenden Musikgruppe, die seit 1994 in Berlin ansässig ist. Das Trio spielt neben russischen und jiddischen Liedern, in die Sänger und Gitarrist Gennadij Desatnik charmant einführt, Titel aus den zwanziger Jahren, Swing, Tango, Bossa-Nova-Stücke sowie eigene Kompositionen. Erlesene Kleinkunst, die begeistert! Weitere Informationen und Auftrittstermine gibt es im Netz unter http://musikkollektiv.de/trio-scho