© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Die Forderung, den Begriff „rassisch“ durch den Begriff „ethnisch“ zu ersetzen, läuft letztlich darauf hinaus, „Rasse“ mit „Volk“ – von griechisch ethnos – zu identifizieren. Nichts anderes haben Völkische stets erstrebt.

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Herrenmenschenattitüde: Den SUV auf zwei Parkplätze zugleich stellen.

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Denkmalsturz: „Was geschah in Paderborn? Am Heldengedenktag im März 1950 legten Hinterbliebene der Gefallenen der 8. Husaren zur Erinnerung an ihre Toten an diesem Denkmal einen Kranz mit einer schwarz-weiß-roten Schleife nieder. Hierin sahen die Stadtväter eine Bedrohung der Demokratie! So wurden die Ehrenmale der gefallenen Soldaten von 1914/18 beseitigt. … Wer seine ruhmreiche Vergangenheit nicht ehrt, ist einer besseren Zukunft nicht wert!“ Flugblatt der FDP zur Wahl der Bürgerschaftsvertreter in Paderborn, 1950.

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Frustration I: Nur mit Mühe konnte die Polizei in Glasgow einige hundert Personen mit Migrationserfahrung daran hindern, Badreddin Abadlla Adam das letzte Geleit zu geben. Adam war jener sudanesische Geflüchtete, der am 28. Juni sechs Personen mit einem Messer angriff und verletzte, bevor ihn die Polizei niederschießen konnte. Über das Motiv seiner Tat herrscht Unklarheit, allerdings gibt es einen Aktenvermerk, daß Adam unzufrieden mit dem Essen in seiner Unterkunft – dem Hotel Park Inn, Glasgow – war, was Menge und Qualität betraf.

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Frustration II: Der illegale Einwanderer aus Ruanda, der versucht hat, die Kathedrale von Nantes in Brand zu stecken, handelte offenbar aus Empörung darüber, daß sein Antrag auf Einbürgerung nicht akzeptiert und seine Duldung nicht verlängert worden war.

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Nekrolog: Am 20. Juni dieses Jahres starb der Journalist, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Dieter E. Zimmer. Gewürdigt wurden, wenn überhaupt, seine Verdienste um das Werk von Vladimir Nabokov und seine Sprachkritik. Dagegen verschwieg man schamhaft, daß Zimmer einer breiteren Öffentlichkeit vor allem dadurch bekannt wurde, daß er in den 1970er und 1980er Jahren als Zeit-Redakteur die „heißen Eisen“ der Anthropologie anpackte und verständlich präsentierte: die Bedeutung der Zwillingsforschung, den Unsinn der Milieutheorie und der Psychoanalyse, die Ergebnisse der Ethologie. Für eine Übergangsphase nach dem ersten Etappensieg der linken Kulturkrieger war es noch möglich, die Bedeutung des Erbes gegen die Umwelt in einem Organ der Qualitätspresse zu behaupten, klarzustellen, daß weder Sozialpolitik noch Gesamtschule die Intelligenzunterschiede aus der Welt schaffen würden, unsere genetische Ausstattung nach wie vor eine Rolle spiele und Egalitarismus deshalb terroristisch endet, weil er wirklichkeitsfremd ist. Zimmer fehlte es keineswegs an Mut, aber 1989 gab er eine Stellungnahme ab, die jeden belehren sollte, der glaubt, daß die Meinungsfreiheit hierzulande erst seit kurzem bedroht ist. In bezug auf die Frage, ob die Biologie Einfluß auf den Menschen hat, hätten sich die Intellektuellen „ein eisernes Denkverbot auferlegt. Es zu brechen trägt einem den Ruf ein, ein Quasi-Faschist und damit das Gegenteil eines Intellektuellen zu sein. Auch wenn man nur gesagt hat, was nach Ansicht der Mehrheit sachkundiger Wissenschaftler der Fall ist – mit einem großen Platsch fällt man plötzlich aus dem, was heute ‘Diskurs’ heißt (und was die Kunst ist, über die Fragen der Saison in den Begriffen der Saison zu reden), ja aus der Gemeinschaft der anständigen Leute. Gefragt ist man nur noch, wenn bei irgendeiner Schaudiskussion ein Buhmann gebraucht wird, und selbst die sichtlich Uninformiertesten halten sich für berechtigt, einen einmal so richtig feucht anzuspucken. Wenn einer, der vielleicht manchen Zweifel über seine Identität und seine politischen Loyalitäten hatte, nie aber an seinem elementaren Haß auf das Nazitum, plötzlich gesagt bekommt: ‘Sie reden genau wie Hitler’ – dann, das kann ich versichern, ist sein Leben fortan nicht mehr das gleiche. Fast eine Wohltat, wenn einen manche Freunde und Kollegen nur wie einen behandeln, der ein geheimes Laster, eine verdrehte Marotte hat, über die man am besten diplomatisch hinweggeht.“

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Die französische Politikerin Nadine Morano – Vertreterin der Partei der Republikaner, also der bürgerlichen Mitte – hat den „Macronisten“ öffentlich Untätigkeit in bezug auf die Sicherheitslage vorgeworfen: In Frankreich würden täglich 110 Attacken gegen Feuerwehrleute und Polizisten verübt. Die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen wachse Jahr für Jahr um rekordverdächtige acht Prozent. Dasselbe gelte im Hinblick auf 1.000 Morde pro Jahr und den Anstieg der Vergewaltigungen um 48 Prozent seit 2016. Mehr als zwei Drittel aller Franzosen hätten das Gefühl permanenter Gefährdung.

Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 21. August in der JF-Ausgabe 35/20.