© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/20 / 07. August 2020

Florenz 1631 – der Fürsorgestaat meistert die Pestepidemie
Effizientes Krisenmanagement
(wm)

Ende November 2019 lud der britische Renaissance-Historiker John Henderson am „Originalschauplatz“, dem Sitz der einstigen städtischen Gesundheitsbehörde von Florenz, zur Präsentation seines Buches über die 1631 in der Arno-Stadt ausgebrochene Pest ein. Ohne zu ahnen, welche Parallelen sich schon drei Monate später aus seiner Untersuchung der verheerendsten Epidemie seit Ausbruch der Schwarzen Pest (1348) ergeben würden. In Florenz reagierten die Behörden schon so modern wie fast 400 Jahre später in der Lombardei: Mit der Schließung der Grenzen, mit Ausgangssperre und Quarantäne, ohne jedoch hohe Sterblichkeitsraten verhindern zu können. Für den Frühneuzeit-Historiker Valentin Groebner (Luzern) hat Florenz damals die Bewährungsprobe des „fürsorglichen starken Staates“ weitaus besser bestanden als andere italienische Städte. In Mailand etwa, wo die Seuche die Hälfte der Einwohnerschaft dahinraffte, herrschten Chaos und abergläubischer Furor, was ganz dem Bild der Krankheiten hilflos ausgelieferten Vormoderne entsprach (Merkur, 6/2020). Florenz bewies hingegen „effizientes Krisenmanagement“. Darum habe Henderson auch keine Spur von der „rebellischen Gegenkultur der Unterschichten“ entdeckt, wie sie linke „Mikrohistoriker“ in den 1970er und 80er Jahren zur Lieblingsklientel ihrer Forschung erkoren. 


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