© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Zitate

„Von Monat zu Monat lernt man mehr von der DDR. Die dreiste Kleinrechnung der Teilnehmerzahlen der Demo vom 1. August durch die Berliner Polizei entspricht in etwa dem Geschwätz von der ‘Zusammenrottung einiger weniger Rowdys’, mit der die DDR-Medien anfangs die Demonstrationen im Herbst 1989 kleinrechneten. (...) Der heutige Versuch, die Straßen leerzubekommen, besteht in der Warnung: Paß auf, mit wem du demonstrierst. Das ist die Drohung, als Nazi diffamiert und damit gesellschaftlich ruiniert zu werden.  (...) Bei Nazis war es Sippenhaft, im Deutschland von heute ist es Kollektivhaft.“

Arnold Vaatz, Vize-Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, auf „Tichys Einblick“ am 5. August





„Die Rechten sehnen sich nach Anführern, die Linken nach Heiligen, wie Studien aus der Moralpsychologie zeigen. Beides kann gefährlich sein. Und wir alle neigen zu Selbsttäuschung und zu Stammesdenken. Wir sehen das Foul beim Gegner, aber nicht bei der eigenen Mannschaft. Uns fallen die Widersprüche der anderen auf, nicht aber die eigenen, etwa wenn wir uns über SUVs echauffieren, aber in das Flugzeug nach Thailand steigen.“

Philipp Hübl, Philosoph, im Deutschlandfunk Kultur am 9. August





„Ich denke nicht, daß die USA aktuell auf irgendeinem Pfad der Erneuerung und Erholung sind. Die Menschen wissen einfach nicht mehr, wie man miteinander redet, verhandelt, wie man sich gegenseitig versteht. Die politische Auflösung der USA wird unabwendbar kommen. (...) Der fragilste, instabilste Teil dieser Entwicklung ist der gesamte Finanzbereich. Dieser wird ja nur noch über das gedruckte Fiat-Geld der Zentralbank am Leben gehalten.“

Dimitri Orlov, russisch-amerikanischer Ingineur und Bestsellerautor, bei der russischen Nachrichtenagentur „Sputnik“ am 9. August





„Viel ist gelacht worden über die Demonstranten, die am 1. August durch Berlin gezogen sind. Selbst renommierte Journalisten waren sich nicht zu schade, in heroischer Manier ein Bad in der pöbelnden Menge zu nehmen – vorgeblich, um das Gespräch zu suchen, mutmaßlich aber vor allem, um die Gefilmten bloßzustellen. (...) Anstatt zu erkennen, daß Verschwörungstheorien auch im ‘schicklichen’ Teil unserer Gesellschaft weitverbreitet sind, arbeiten sich viele Linke nun an einigen besonders bizarren Varianten dieses Wahns ab. Und als wäre dies nicht schlimm genug, legitimieren sie herrschende Machtverhältnisse als ‘Kompetenzdiktatur’, gegen die die ‘Ameisen’ bitte sehr nicht aufbegehren sollen.“

Ole Nymoen, freier Journalist, im „Freitag“ vom 11. August





„Ich habe mir vom Atheismus sehr viel erhofft: Lebensfreude, Humor, Orgien. Letztlich aber ist man dann in dieser oft zitierten metaphysischen Obdachlosigkeit gelandet. Und jetzt ist die säkularisierte Welt fast noch lust- und lebensfeindlicher als die, gegen die man angehen wollte. Weswegen ich ganz bei Nietzsche bin, der sinngemäß sagt: ‘Gott ist tot. Wir haben ihn getötet, aber war diese Tat nicht etwas zu groß für uns?’“

Lisa Eckhart, Kabarettistin, in der „Tagespost“ am 11. August