© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Bundesfinanzministerium will Gold-Handel besteuern
Angriff auf die Eigenvorsorge
Thorsten Polleit

An der Börse in London wurde Gold am 6. August mit 2.064 Dollar je Feinunze notiert und damit so hoch wie noch nie. Das Bundesfinanzministerium (BFM) will dabei mitverdienen: Die Kursgewinne, die sich mit physisch unterlegten Gold-Exchange-Traded-Funds (ETFs) oder Gold-Exchange-Traded-Commodities (ETCs) erzielen lassen, sollen fortan besteuert werden. Betroffen sind Anlageprodukte wie Xetra-Gold und Euwax Gold II. Sie werden als Wertpapiere eingestuft.

Seit einem Urteil des Bundesfinanzhofs (Az. VIII R 4/15) galt, daß die Differenz zwischen Verkauf- und Kaufkurs nach einem Jahr steuerfrei vereinnahmt werden darf. Nun sollen diese Papiere auch nach Ende der sogenannten Spekulationsfrist der 25prozentigen Abgeltungssteuer unterliegen: Künftig würden „auch Kapitalanlagen erfaßt, die auf die Lieferung von Gold oder anderen Edelmetallen gerichtet sind und wirtschaftlich mit Zertifikaten vergleichbar sind“, so das BMF. Wer Xetra-Gold & Co bereits länger als 12 Monate hält, der sollte darüber nachdenken, sich das physische Gold ausliefern zu lassen oder seine Anteile noch in diesem Jahr zu verkaufen. Wer Gold-ETCs vor weniger als 12 Monaten erworben hat, der sollte sich die Anteilsscheine in physische Ware ausliefern lassen. Diese Transaktion ist nicht steuerpflichtig.

Sparer und Anleger können zwar weiterhin auf Goldbarren und Münzen ausweichen. Doch ein Staat, der systematisch gegen die Eigenvorsorge operiert, könnte auch auf die Idee kommen, die nominale Wertsteigerung des physischen Goldes zu besteuern. Das schmälert dann die Versicherungsfunktion der Edelmetalle. Der deutsche Staat bereichert sich nicht nur daran, daß er das Geld, das er via Zentralbank ausgibt, entwertet. Er will nun beim Bestreben seiner Bürger, dieser Entwertung zu entgehen, die Hand aufhalten.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts