© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Im Einsatz gegen das Chaos
Im Gegensatz zu neuen TV- und Netflix-Serien setzen Comics oft auf rechte und konservative Figuren
Ferdinand Vogel

Während Fernseh- oder sogar Streaming-Produktionen (JF 47/19) zunehmend auf die linke Spur ziehen, sind einige Comics noch von konservativ anmutenden Figuren und ehrlichen Plots gekennzeichnet, die bei all ihrer drastischen Zuspitzung ein schonungsloses Schlaglicht auf heutige Entwicklungslinien werfen.

Überbevölkerung und Krieg haben die Erde verwüstet. Was von der alten Welt übriggeblieben ist, lebt in der Welt von „Dredd“. Ganze Kontinente bedeckende urbane Agglomerationen sind das Produkt einer Zukunft, in der sich das Versprechen von Frieden, Gerechtigkeit und Fortschritt nicht bewahrheitet hat. Zig Millionen Menschen verschiedenster Ethnien, Kulturen und Religionen leben allein in der amerikanischen Großstadt „One“, der Heimat des Dredd, der Hauptfigur aus den gleichnamigen Comics. 

Schon Dredds Name ist an das englische Wort für „Furcht“ angelehnt, was viel über das Naturell seiner Person sagt. Denn in One, in der die Menschenmassen einer globalisierten Erde zwischen Häuserschluchten ihr trauriges Dasein fristen, herrschen Chaos und Gewalt. Kriminalität und Korruption beherrschen das Leben von Dredd, das von vornherein jeder zeitgeistigen progressiv-linken Zukunftsvision eine klare Absage erteilt. In der Dystopie von Dredd hat die Schwächung der Nationen nur dazu geführt, daß die Oligarchie und die Superreichen gestärkt wurden. Während die Ghettos und Slums von One an heutige Favelas und linke Autonomiegebiete erinnern, leben die Reichen in glitzernden Türmen und „Gated Communities“ abseits von Müll und Verwahrlosung.

Ähnlich wie der bekannte Batman aus der ebenso verwahrlosten Gotham City, übernimmt Judge Dredd die Rolle eines Gesetzeshüters. Aber anders als Batman ist er weder Kapitalist noch ein Anhänger von nichtletaler Gewalt. Dredd ist Richter und Henker in einer Person, und von ihm gibt es viele. Genetisch modifizierte und bestens ausgebildete Judges versuchen im heillosen Chaos ihrer Megastadt für Ordnung zu sorgen. Struktur und Gesetz – für die Judges eine gewaltige, genuin konservative Aufgabe, der sie mit enormer Unnachgiebigkeit nachgehen und die in der Realität Polizei-Hasser auf den Plan rufen würde. Wer als Störer der Ordnung identifiziert wird, muß damit rechnen, ausgeschaltet zu werden.

Nicht allzu ferne Zukunftswelten

Dabei hat Dredd, der harte, teils abstrus gezeichnete Gesetze umsetzen muß, durchaus ein Gewissen und hinterfragt die Gesellschaft, der er immer wieder dient. In den Comic-Abenteuern wird er zeitweise sogar zu einer Art Renegaten, der versucht eine gerechtere und bessere Ordnung zu etablieren. Eine Art rechter Gegenentwurf zu linken Ordnungsphantasien ohne jegliche staatliche Sicherheitsorgane – nur daß diese real artikuliert werden.

Konservative oder rechte Charaktere in Comics und Ordnungshüter in moralisch zerstörten Gesellschaften gibt es viele. Neben Batman und Dredd ist hier die Figur von „Rorschach“ zu nennen, die in den beliebten „Watchmen“-Comics die Justiz in die eigene Hand nimmt und dabei immer wieder über linke Politiker, Sozialaktivisten und Pazifisten herzieht, aber trotzdem positiv dargestellt wird. In ARD und ZDF undenkbar. 

Der Mann mit der Maske, die einen sich ständig wandelnden Rorschachtest zeigt, kann durchaus als rechter Antiheld bezeichnet werden, der die moderne Gesellschaft als degeneriert und verloren ansieht und der auszieht, die übelsten Auswüchse zu bekämpfen. Rorschach: „All diese Liberalen und Intellektuellen und Phrasendrescher, und auf einmal weiß keiner mehr, was er sagen soll. Und dann hier, in dieser gräßlichen Stadt. Sie schreit wie ein Schlachthaus voller zurückgebliebener Kinder. Und die Nacht stinkt nach Unzucht und schlechtem Gewissen.“





AfD-Comic

Fern der düsteren Rächerwelten setzt auch die Alternative für Deutschland auf konservative Comics. Acht Hauptstadt-Abenteuer von „Emilia & friends“ hat die AfD-Fraktion Berlin bereits herausgebracht. Nun ist ein erster Sammelband mit allen Geschichten erschienen. Die Hefte können bei der Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus oder in den Wahlkreisbüros der Abgeordneten abgeholt oder im Internet heruntergeladen werden.

 www.afd-fraktion.berlin