© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/20 / 14. August 2020

Leserbriefe

Zum Lesereinspruch: „Wer profitiert?“ von Jürgen Althoff, JF 33/20

Sonst übliche Objektivität vermißt

Schon mehrmals hat mich die JF-Berichterstattung zu Corona gestört, da ich den Eindruck hatte, sie liege damit ziemlich dicht an der sonst kritisierten Berichterstattung der sogenannten „Qualitätsmedien“. So wird etwa von Kranken geschrieben, obwohl Infizierte gemeint sind. Sind alle Infizierten krank? Soweit ich weiß, nicht. Aber vielleicht sind ja viele Journalisten, die für die JF schreiben, durch mediale und politische Angsterzeugung genauso manipulierbar wie der große Rest dieses Landes. Aus meiner Sicht zeigt die Anmerkung von Professor Althoff doch eindeutig, daß selbst die Infizierten nicht nur Coronainfizierte sein können, aber zu solchen erklärt werden, weil man die Leute damit besser manipulieren kann. Die bei anderen Themen sonst übliche Objektivität der JF vermisse ich hier leider.

Hermann Schlotter, Idstein






Zu: „In der Todeszone“ von Jörg Kürschner, JF 33/20

Reflexhafte Schockstarre

Seit Jahren befindet sich die FDP auf einem dem Mainstream angepaßten Linkskurs und meint, ein Spektrum bedienen zu müssen, das ohnehin von allen anderen abgedeckt wird! Sie verfiel auch stets reflexartig in Schockstarre, wurde ihr das Etikett „Klientelpartei“ umgehängt (Frage: Welche Partei ist denn keine „Klientelpartei“?). Dabei hätte sie angesichts der katastrophalen Politik in unserem Vaterland als offensive „Klientelpartei“ – als liberal-konservative Wirtschaftspartei, nicht „links“ oder „rechts“, sondern mit klarem Verstand, nicht vom „mündigen“ Bürger schwafelnd, sondern von ihm Mündigkeit einfordernd und Freiheit und Selbstverantwortung zumutend – locker ein Potential von mindestens 25 Prozent sicher! 

Die inzwischen revolutionäre Aussicht, denen, die durch ihre produktive Arbeit, also die Wirtschaft und ihre tüchtigen Mitarbeiter, den ganzen Laden noch einigermaßen am Laufen halten, ihr sauer verdientes Geld weitgehend zu belassen, um selbst festzulegen, in welche Kanäle es fließt, anstatt sich durch überhöhte Steuern und Abgaben die Taschen leerräumen zu lassen und damit einen überbordenden, uneffektiven Wasserkopf zu alimentien, wäre eine große Zustimmung gewiß. Doch dazu braucht es mutige, zupackende Persönlichkeiten, die selbst wissen, was Arbeit und Verantwortung bedeutet und die sich mit geradem Kreuz hinstellen und mit integrem Charakter für ihre Sache eintreten, aber keine verhätschelten, ahnungslosen Politfunktionäre, die ihre Inkompetenz mit endlosem Geschwätz „bis in die frühen Morgenstunden“ zu verschleiern versuchen und dafür noch mit Gehältern versorgt werden, von denen sie, ernsthaft arbeitend in der Wirtschaft, nur träumen könnten!

Götz von Fallois, Lensahnerhof






Zur Meldung: „Vogel: Verstorbener SPD-Politiker gewürdigt“, JF 33/20

Der Mann hatte Humor

Es muß Anfang 1990 gewesen sein, als Hans-Jochen Vogel (SPD) zum Wahlkampf in Thüringen auch Suhl besuchte. Die Prominenz der SPD zeigte ihm die Stadt. Damals Kreisvorsitzender der SPD Suhl, Land hatte auch ich die Ehre, dabei zu sein. Beim Gang durch die Suhler Innenstadt standen wir auch vor dem großen Relief, welches links von der Stadthalle das Stadtbild prägte. Die beherrschende Gestalt des Kunstwerkes war ein muskulöser nackter Vertreter des starken Geschlechtes. Allerdings war das, was den Mann ausmachte, besonders klein gehalten. Hans-Jochen Vogel betrachtete das Werk sehr eingehend. Darauf wagte ich zu sagen: „Im Volksmund heißt es, der Mann mit dem kleinen Bimmel.“ Danach wurde ich von meinen Genossen gerügt: die Bemerkung sei vollkommen daneben und ordinär. Zum Abschied gab Vogel jedem die Hand. Zu mir sagte er wohlwollend: „Und Sie waren der mit dem aufklärenden Hinweis.“

Peter Conrad, Weißenbrunn, Landkreis Kronach






Zu: „GegenAufklärung“ von Karlheinz Weißmann, JF 33/20

Alte Disziplin: Denkverbot

Ein großes Kompliment für diese linguistische Klarstellung zum Rassebegriff. Den Autoren der „Jenaer Erklärung“ zum Ersatz des Rassebegriffs durch „Ethnie“ ist der sprachliche Hintergrund wohl verborgen geblieben. Damit haben sie sich in aller Deutlichkeit selbst ein Bein gestellt. Erst kürzlich hat der Zoologe Martin S. Fischer von der Jenaer Universität, Hauptinitiator der Jenaer Erklärung, in einem Interview auf die Frage, was man statt Rasse künftig sagen dürfe, erklärt: „Das erste, was ich sagen würde: Man soll nicht Rasse nicht mehr sagen, sondern man soll Rasse nicht mehr denken!“ Mit dieser Aussage hat er ein Tabu beziehungsweise Denkverbot in naturwissenschaftliche Disziplinen eingeführt. Auch dies erinnert frappant an vergangene „völkische“ Zeiten.

Prof. Dr. Roland Bitsch, Gießen






Zu: „Wirklichkeit ausgeblendet“ von Jürgen Liminski, JF 32/20

Dann lieber ehrliche Atheisten

Welch übles Spiel unter dem Vorwand christlicher Gesinnung! Für mich ist Bedford-Strohm die unchristlichste Gestalt der evangelischen Kirche. Er lügt, indem er die wirklich dramatische Situation im Mittelmeer verschweigt. Die sogenannten Seenotretter sind keine Menschenfischer, sondern eher Kriminelle. Er unterstützt die Schlepper, weil er weiß, die überwiegend kräftigen jungen Männer gehen doch kein Risiko ein, weil sie ja von den sogenannten Seenotrettern bald an den Haken genommen werden. Die Koordinaten zur Rettung werden vorher ausgetauscht. Es sind keine Flüchtlinge! Wenn doch ein Boot untergeht, haben Bedford-Strohm und Konsorten diese Menschen auf dem Gewissen – aber an diesem mangelt es ihnen wohl. Durch ein solches Verhalten der Kirchenfürsten gibt es keine Neuzugänge in der christlichen Gemeinschaft. Im Gegenteil. Das erklärt auch die vielen Austritte. Wie wenig er überhaupt Christ ist, bewies bereits der Verrat, als er sein christliches Kreuz versteckte. Da sind mir ehrliche Atheisten lieber als heuchlerische Christen.

Gerd Josenhans, Hamburg






Zu: „Papis Rabauke“ von Thorsten Brückner, JF 32/20

Vorbelastete Familiengeschichte

In dem Artikel fehlt das Wesentliche. Man kann die Familie Netanjahu nicht verstehen, wenn man folgendes nicht weiß: Im Juli 1976 hatte eine Terrorgruppe, die aus Palästinensern und linken Westdeutschen bestand, ein Air-France-Flugzeug auf dem Flug von Tel Aviv nach Paris nach Entebbe/Uganda entführt. Die westdeutschen Linksterrorristen führten unter den Passagieren im Flughaufengebäude eine Selektion (!) zwischen Juden und Nichtjuden durch. Das hatte es seit Auschwitz nicht mehr gegeben. Unter den Passagieren befand sich auch ein Holocaustüberlebender, der dem deutschen Linksterroristen die tätowierte Nummer auf seinem Arm zeigte. Der deutsche Linksterrorist reagierte mit dem zynischen Satz: „Ich bin kein Nazi, ich bin Idealist.“ Alles nachzulesen auf Wikipedia („Operation Entebbe“) oder im neuen Buch des US-Historikers Jeffrey Hersh „Undeclared wars with Israel“. Der Staat Israel reagierte mit einer kühnen Militär-Operation und befreite die Geiseln. Israel beklagte nur einen Toten: den älteren Bruder des heutigen Ministerpräsidenten Netanjahu Jonathan (Yonatan), der Offizier in dieser Spezialeinheit war. Wer verstehen will, wie zahlreiche Israelis über deutsche Linke denken, dem sei das Buch von Hersh empohlen, das die intensive Verquickung von SED-Führung, palästinensischem Aktivismus und deutschem Linksterrorismus (RAF und parallelen Organisationen) sehr deutlich zeigt.

Prof. Jörg Matysik, Leipzig






Zu: „Streit um Kalbitz-Aus“ von Christian Vollradt, JF 32/20

Meuthen zeigt Führungsstärke

Mit dem nun vom Bundesschiedsgericht der AfD bestätigten Ausschluß von Andreas Kalbitz aus der Partei zeigt Jörg Meuthen echte Führungsstärke. Er setzt ein Zeichen, daß es bei der AfD eine Begrenzung nach rechts gibt und erschließt der Partei damit neue Wählerschichten. Der von Merkel angeführte und von allen etablierten Parteien mitgetragene Marsch in die EU-Schulden- und Transferunion zu Lasten Deutschlands sorgt für große Empörung bei vielen bürgerlichen Wählern, die aber bislang davor zurückschreckten, ihr Kreuz bei der AfD zu setzen. Diese können jetzt für die AfD gewonnen werden. Damit hat sich Jörg Meuthen auch als AfD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2021 qualifiziert.

Lutz Hirschmann, Oberursel




Kapitel Kalbitz beenden

Das Kapitel Kalbitz in der AfD ist hoffentlich bald geschlossen. Es ist sehr erfreulich, daß das Bundesschiedsgericht die Annullierung von Kalbitz’ Mitgliedschaft bestätigt hat. Kalbitz hat bei seiner Aufnahme getäuscht und gelogen, indem er seine Vergangenheit im NPD-Umfeld verheimlichte, dafür gibt es die Quittung. Er kann nun zwar weitere Prozesse vor Zivilgerichten führen, seine Aussichten dabei sind aber schlecht. Die Diffamierung des AfD-Bundesschiedsgerichts durch Alexander Gauland war indes völlig inakzeptabel. Die Vorsitzenden der drei mitgliederstärksten Landesverbände (NRW, Bayern und Niedersachsen) haben Gauland dafür scharf kritisiert – völlig zu Recht. Der ganze Kalbitz-Streit ist mißlich, aber er ist notwendig für eine Klärung des Parteikurses. Will die AfD eine Oppositions- und Protestpartei sein, die attraktiv für bürgerlich-konservative, demokratisch-rechte Wähler und Mitglieder ist, die die Nase voll haben von der Merkel-CDU, dann darf sie nicht im Ghetto „NPD 2.0“ landen. Man kann Parteichef Jörg Meuthen und dem ihn stützenden Bundesvorstand nicht genug dafür danken, daß sie Kurs halten. Es braucht klare Kante gegen Extremisten, Querulanten und Spinner in der eigenen Partei. Nun muß der Bundesvorstand sich zusammenraufen und nach vorne blicken. 2021 stehen wichtige Wahlen an. Über die Kalbitz-Sache ist bis dahin längst Gras gewachsen.

Dr. Peter Müller, München




Nach 50 Jahren zum Problem

Es ist interessant und erkenntnisreich zugleich, die unterschiedlichen Meinungen zum Hinauswurf von Andreas Kalbitz aus der AfD zu lesen und mit der persönlichen Haltung hierzu zu vergleichen (so in JF 24/20 im Leserbrief von Herrn H. P. Fischer aus Biblis), nicht zuletzt deswegen, weil ich selbst ähnliche Erfahrungen machen mußte. Auch ich war einst NPD-Mitglied, als Schüler in den 60er Jahren, vor über 50 Jahren. Ich habe die NPD etwa 1967 wieder verlassen, wegen meiner Einberufung zur Bundeswehr und aus anderen Gründen. Als Berufsoffizier habe ich 1972 eine dienstliche Erklärung abgegeben, aus der NPD ausgeschieden zu sein, danach hat kein Mensch sich mehr hierfür interessiert. Die notwendigen Sicherheitsüberprüfungen, denen ich mich als Berufsoffizier für hohe internationale Verwendungen und am Schluß beim Bundesnachrichtendienst zu unterziehen hatte, führten zu keinerlei Einschränkungen. 

Erst als ich 2017 einen Antrag auf Aufnahme in die AfD stellte und diese Mitgliedschaft angab, wurde sie nach 50 Jahren offenbar zum Problem. Nach mehr als eineinhalb Jahren wurde mein Antrag mit lapidaren Worten abgelehnt, ohne Begründung. Da auch ein Gespräch zu diesem Thema nie stattgefunden hat, kann für mich nur diese NPD-Mitgliedschaft ausschlaggebend gewesen sein. Wie eine solche Partei, die in ihrem Namen den Begriff der Alternative als Markenzeichen hervorhebt, in diesem verrotteten Parteiensystem noch alternative Politik gestalten will, bleibt wohl ihr Geheimnis. Ich jedenfalls bin heute froh, daß mein Antrag auf Mitgliedschaft abgelehnt wurde.

Harald Heinrich, Berlin






Zu: „Kleiner wird’s nicht“ von Paul Rosen, JF 32/20

Bundestag: ironiefreie Zone

Realität oder Satire? Beides ist in unserem Politzirkus kaum mehr auseinanderzuhalten. Nachdem die Parteien jahrelang ergebnislos um ein neues Wahlrecht gestritten haben, richtet sich die Bundestagsverwaltung nun allen Ernstes darauf ein, das nach der Wahl 2021 noch weiter aufgeblähte Parlament in Bürocontainern (!) unterzubringen. Nicht zu fassen! Hat mal jemand ausgerechnet, was es kostet, für bis zu 150 zusätzliche Abgeordnete samt Mitarbeiter-Troß (mittlerweile schon über 5.300 Angestellte!) Bürocontainer de luxe aufzustellen? Schon heute leisten wir uns das nach China weltweit größte Parlament für jährlich rund eine Milliarde Euro, von den vielen Extras und der üppigen Altersversorgung ganz abgesehen. Selbst in der epochalen gegenwärtigen Wirtschaftskrise kennt der Parteien-Egoismus anscheinend keine Grenzen. Frei nach dem Motto: „Sind Ruf und Etat erst ruiniert, lebt sich’s weiter ungeniert“, bedient man sich schamlos weiter am Volksvermögen, während viele Bürger um die nackte Existenz kämpfen. „Nach uns die Sintflut“, schallt es fröhlich aus dem Hohen Haus, in dem Milliarden an Steuergeldern keine Rolle mehr spielen. Die wird sicher kommen. Ob der geplante „Aha-Graben“ um den Reichstag ihr standhalten kann, darf bezweifelt werden ...

Dr. Ursula Schneider, Bendorf






Zu: „Sie beten nicht denselben Gott an“ von Maja Jovicic, JF 32/20

Prinzipieller Ausschluß

Juden, Muslime und Christen glauben nicht an denselben Gott. Das ergibt sich eindeutig aus den Glaubensbüchern (Altes Testament, Koran, Neues Testament). Die dort verkündeten Lehren stimmen nur punktuell überein, schließen sich aber prinzipiell aus. Die Inkompatibilität dieser drei monotheistischen Religionen ergibt sich bereits aus dem allseits erhobenen Absolutheitsanspruch, dazu kommt die Intoleranz, etwa gegen Ungläubige (Kufar) im Islam. Auch können insbesondere orthodoxe Juden Jesus Christus nicht als Sohn Gottes akzeptieren.

Günter Zemella, Schwäbisch Hall