© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Emiraten
Kein Befreiungsschlag
Thorsten Brückner

Nach dem dramatischen Absturz in den Umfragen kommt die Übereinkunft mit den Vereinigten Arabischen Emiraten für Israels Premierminister Benjamin Netanjahu scheinbar zum richtigen Zeitpunkt.

Für kurze Zeit steht nicht mehr sein Korruptionsprozeß im Fokus der Medien, sondern der Staatsmann Bibi, der immer „Frieden durch Stärke“ propagiert hat. Die Emirate sind erst das dritte arabische Land seit der Khartum-Resolution der Arabischen Liga von 1967, das formelle Beziehungen mit Israel aufnimmt. Daß beide Länder in den vergangenen 15 Jahren ihre diplomatischen Kontakte intensiviert haben, war kein Geheimnis. Nicht nur deswegen hat das Ganze nicht die Dramatik des Camp-David-Friedensvertrags, der zwischen zwei früheren Kriegsgegnern geschlossen und mit einer spektakulären Reise des damaligen ägyptischen Präsidenten nach Jerusalem vorbereitet wurde.

Iran und Türkei – mittlerweile die gemeinsamen Feinde sowohl Israels als auch der Emirate – schäumen. Die Palästinenser fühlen sich betrogen. Für immer mehr arabische Staaten ist eine Lösung des Nahostkonflikts keine Vorbedingung mehr, um mit Israel Beziehungen aufzunehmen. Für Netanjahu wird der Erfolg auf dem außenpolitischen Parkett allerdings nicht der erhoffte Befreiungsschlag werden. Seiner Klientel wäre die nun aufgeschobene Annexion von Teilen des Westjordanlands wichtiger gewesen als ein Urlaub in Dubai.