© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

„Partyszene“: Der Strand ist nicht genug
In Belgien und den Niederlanden randalieren zumeist Migranten: Politik und Presse erklären die Ausschreitungen auf ihre Weise
Mina Buts

Auch in unseren westlichen Nachbarländern gibt es seit Wochen Auseinandersetzungen in der „Partyszene“. In Ostende gerieten zwei feiernde Großfamilien beim Besteigen eines Zuges in Streit und demolierten diesen kurzerhand. 

Wenig später gingen am Strand von Blankenberge Jugendliche mit Sonnenschirmen und Campingstühlen aufeinander los. Die Folge: Tagestouristen durften nicht mehr an die Küste, ganze Züge Richtung Strand wurden einfach gestrichen. Da die heißen Tage nun ein Ende gefunden haben, sind die Feiernden nach Schaarbeek bei Brüssel gezogen. 

Junge Migranten, die nach Aufmerksamkeit heischen

Ein Polizist, der am Mitfeiern gehindert werden sollte, hat den Messerstich in seinen Rücken immerhin knapp überlebt. Auch aus Utrecht, Amsterdam, Amersfoort und Den Haag gibt es jeden Abend neue Partybilder — Entglasungen, demolierte Polizeiautos, brennende Mülleimer, geflutete Straßen, Feuerwerk und Böller. Wie ein Ölfleck breiten sich in den Niederlanden die Ausschreitungen täglich weiter aus. Es sei Verzweiflung, die die Jugendlichen hierzu treiben würde, erklärt der aus der Türkei stammende Journalist und Schriftsteller Erdal Balci. 

Alle Jüngeren müßten in den Niederlanden ein Recht auf die sexuelle Revolution und auf Geschlechtsverkehr haben, dafür stritten diese Randalierer. Saskia van der Elst von den Grünen meint, es seien junge Männer in der Kraft ihrer Jahre, die „sprichwörtlich einen Löwen töten müßten“: „Junge, desorientierte Krieger“. Nur wenige trauen sich, das Problem beim Namen zu nennen. 

Es handelt sich in Belgien und in den Niederlanden fast ausschließlich um türkisch- und marokkanischstämmige Jugendliche, die normalerweise die Sommermonate in ihrer Heimat, in der sie meist nicht mal mehr geboren sind, verbringen. Corona hat dies im Sommer 2020 unmöglich gemacht. Und nun liefern sich eben diese jungen Männer einen Wettbewerb, wer in welcher Stadt die größtmögliche Aufmerksamkeit erzielen kann.