© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/20 / 21. August 2020

Haltungsnote
Es gibt sie noch: die Standhaften
Gil Barkei

Das Land steht kopf, möchte man meinen: Straßen-, Produkt- und Geschäftsnamen werden in den Dreck gezogen, getilgt und ersetzt. Die große moralinsaure Umbenenneritis grassiert angesichts schwingender Rassismuskeulen im besten Deutschland seit dem Urknall und zeigt sich ansteckender als Corona. Doch nicht alle scheinen den Verstand, mit dem man erst einmal Herkunft und Geschichte vieler Namen beleuchten sollte, verloren zu haben.

Die „Hof-Apotheke zum Mohren“ in Friedberg/Hessen trotzt allen vorschnellen Jakobinern. Vergangenes Wochenende teilte das Unternehmen mit Rückgrat mit, die Kritik zwar ernst zu nehmen, seinen „jahrhundertealten Namen“ aber nicht zu ändern. Dieser leite sich von den Mauren ab, „die vor Jahrhunderten die moderne Pharmazie nach Mitteleuropa gebracht haben“. Er sei somit ein „Ausdruck der Hochachtung gegenüber der morgenländischen Heilkunst, sichtbar auch im Logo der Apotheke“. Dieses zeigt einen Mauren mit Äskulapstab und einer Arzneimittelflasche. „Die Bezeichnung Mohr galt zu seiner Zeit als Kompliment und zu keiner Zeit als Kränkung.“

Zuvor gab es Proteste vor dem Laden, die angeblich rassistische Bezeichnung zu streichen.