© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/20 / 28. August 2020

Aufgeschnappt
Die böse Tropenmedizin
Matthias Bäkermann


Susan Arndt ist Afrikanistin und „Rassismusforscherin“ und hat einen Lehrauftrag in Bayreuth.Vor zehn Jahren hat sie im linksradikalen Unrast Verlag ein Wörterbuch des Rassismus publiziert. Deshalb durfte Arndt vergangenen Sonntag im Deutschlandfunk in einem etwa halbstündigen Interview erklären, warum unsere Sprache dringend „dekolonisiert“ werden müsse.


Das gestaltete sich jedoch nicht ganz einfach, da sie „Rassismus nicht reproduzieren“ möchte und deshalb konsequent Wörter vermeidet, „die uns wehtun“. Rassismus ist für Arndt dabei bereits „die Idee, daß Menschen nach Rassen unterteilt werden können“. So spricht sie nicht nur vom „N-Wort“ (Neger) oder „M-Wort“ (Mohr), sondern auch vom „D-Wort“ (Dschungel) oder vermeidet den Begriff Tropenmedizin. Denn bereits Wörter, „die nur für Afrika Verwendung finden“ oder im Kolonialismus wurzelten, seien rassistisch und damit gewalttätig. Dahinter verberge sich „Othering“, eine Ausgrenzung des Anderen mit Traditionen bis ins antike Griechenland, wo man für Fremde das „B-Wort“ (Barbaren) benutzte. Zur „Dekolonisierung der Sprache“ schlägt die 52jährige nun eine mit Wissenschaftlern und Aktivisten öffentlich eingesetzte Kommission vor – ähnlich jener zur Aufarbeitung des Unrechts der SED-Diktatur nach 1990.