Nach der Skandalfirma Wirecard (JF 35/20) ist mit der Delivery Hero SE ein neuer Star in den Dax berufen worden. Das Geschäftsmodell der Berliner Firma basiert auf Kunden, die ihr Essen bestellen statt selbst einzukaufen oder ins Restaurant zu gehen. 40 Firmen, die diesen Lifestyle bedienen, werden von Delivery Hero auf der Homepage gelistet. Bezahlt wird für Bestellungen bis zu 30 Prozent Provision. Geliefert wird der Gaumenschmaus von vielleicht 25.000 schlecht bezahlten Fahrradkurieren. Zum Angebot zählen jetzt auch Blumen oder Medikamente.

Die Börse honoriert das Geschäftsmodell aktuell mit etwa 20 Milliarden Euro. Das entspricht dem Vierfachen der in den MDax abgeschobenen Lufthansa – doch Marktkapitalisierung und Börsenumsatz sind die entscheidenden Dax-Kriterien. Daß seit Gründung 2011 kein Gewinn erzielt wurde, ist Nebensache. 2019 betrug der operative Verlust 648 Millionen Euro. Dafür wird 2020 ein Umsatz von 2,7 Milliarden Euro angepeilt – eine Verdoppelung im Jahresvergleich. Amazon hat 2019 bei einem Umsatz von 280 Milliarden Dollar einen Gewinn von 11,6 Milliarden Dollar erzielt. Eine Prognose, wann die Delivery-Hero-Geschäfte kostendeckend sind, verrät Finanzchef Emmanuel Thomassin nicht. Es erinnert an die „New Economy“-Blase. In Deutschland muß allerdings kein Profit erzielt werden: 2018 wurden die Unternehmensteile Lieferheld, „Pizza.de“ und Foodora Holland an die Just Eat Takeaway N.V., der auch Lieferando gehört, verkauft.

Die Amsterdamer sind damit deutscher Platzhirsch. Dieser Deal brachte sagenhafte 930 Millionen Euro in die Delivery-Hero-Kasse. Die Hälfte des Gesamtumsatzes erzielt die Dax-Firma jetzt in Asien und Nahost. Internationale Anbieter drängen nach Deutschland. Ob das Bestellverhalten nach Corona unverändert hoch bleibt, steht in den Sternen. Bis dem Hero gehuldigt werden kann, dürfte es dauern. Bislang ist es eine Börsenwette.