© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Ergebnisse der exklusiven Insa-Umfrage für die JF
Nicht querdenken
Christian Vollradt

Daß Berlins Innensenator die Proteste gegen die Corona-Politik anfangs verbieten ließ, damit hat eine Mehrheit der Deutschen kein Problem (siehe Umfrage Seite 8). Ganz anders sehen es die Wähler der AfD. Von ihnen finden mehr als die Hälfte das später gerichtlich gekippte Verbot falsch. Dieses Gegen-den-Strom-Votum steht einer Partei, die sich auch in der Tradition des deutschen Nationalliberalismus verortet, nicht schlecht zu Gesicht. Genauso wie eine gesunde Portion Skepsis gegenüber dem, was namens des Infektionsschutzes so alles von oben dekretiert wird. 

Aber sogar in der eher skeptischen AfD-Wählerschaft gibt es mehr Akzeptanz als Ablehnung für Corona-bedingte Einschränkungen der eigenen Lebensweise. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß die Pandemie- nicht die Asylkrise ist. Zur Erinnerung: Ein Jahr nach Angela Merkels „Wir schaffen das“ äußerten 44 Prozent der befragten Deutschen ihr Unbehagen angesichts der Veränderungen durch die Zuwanderung. Und noch vor zwei Jahren sprachen sich zwei Drittel für geschlossene Grenzen aus. Das war der Rückenwind, der eine Alternative zu den Etablierten in den Bundestag und sämtliche Länderparlamente trug.  

Genervt von Masken und Abstand sind sicher fast alle, aber die große Mehrheit will diesmal, daß das Land „es schafft“. Wer also in der Wählergunst bestehen will, sollte nicht quer, sondern lieber realpolitisch denken.