© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/20 / 04. September 2020

Leserbriefe

Zu: „Merkels Hypothek“ von Michael Paulwitz, JF 36/20

Noch Rupert Neudeck im Ohr

Der Beitrag von Michael Paulwitz erinnert mich an ein Gespräch mit Rupert Neudeck, gesendet im Domradio Ende 2015. Der Mitbegründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“ hatte mit diesem Schiff viele tausend Vietnamesen, die vor der kommunistischen Machtübernahme auf See geflohen waren, gerettet. Rupert Neudeck erklärte die damalige Flüchtlingswelle nach Deutschland wie folgt: Man müsse es verstehen, daß es viele Migranten nach Deutschland zieht. Hier erhalten sie staatliche Hilfe, die viel höher ist, als die Entlohnung in ihrem Heimatland, wenn sie dort den ganzen Tag bis zu zehn Stunden arbeiten gehen. Er mißbilligte dieses Verhalten aber, denn diese Migranten nähmen den echten Flüchtlingen, welche vor Krieg und Gewalt flüchten, die Plätze weg. Aus meiner Sicht gilt das auch heute noch.

Detlef Moll, Nümbrecht




Die drei Fragezeichen

Tatsächlich gehört bei Merkels Phrase „Wir schaffen das“ hinter jedes einzelne Wort ein Fragezeichen. Die von Michael Paulwitz ins rechte (richtige) Licht gesetzte Analyse von Merkels berüchtigtem Diktum spricht mir aus der Seele. Als Leser nehme ich mir aber das Recht heraus, auf Merkels „Wir schaffen das“ noch kantiger zu reagieren. Der blanke Hohn spricht schon mal aus dem Mund einer abgehobenen Kanzlerin, die seit Jahren mit ihrer Regierung das Volk spaltet wie nie zuvor – und dann noch das Wort „wir“ in den Mund nimmt. Welchen Teil des gespaltenen Volkes meint sie mit „wir“? 

Sodann „schaffen“: Was hat das Volk inzwischen geschafft? Es hat sich noch mehr als bisher zum Zahlmeister für sogenannte Schutzsuchende ausquetschen lassen und nimmt es größtenteils hin, daß massenhafte „Schutzsuchende“ hier Gewaltkriminalität ausüben, ohne abgeschoben zu werden – und dies auch noch als die neue Normalität befindet (jedenfalls, solange man nicht selbst betroffen ist). Und letztlich dieses „das“ – was heißt das? Etwa, daß alles, was nicht links tickt, rechts, rassistisch, Nazi und pfui ist? Daß andere Meinungen Verschwörungstheorien sind? Daß „Antifa“-Aktivisten Demokraten sind? Daß ein zum Ministerpräsidenten gewählter FDP-Politiker zugunsten eines roten Politikers weichen muß? Daß Deutsche von „Schutzsuchenden“ ermordet werden? Daß ein Verfassungsschutzpräsident gehen muß, wenn er die Wahrheit sagt? Immerhin warnte bereits Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 1. Juli 1984 bei seiner Vereidigung davor, „andere Menschen als Verschwörungstheoretiker (zu) bezeichnen“, sonst würde der, der sich im ausschließlichen Besitz der Wahrheit wähne, „ein Tyrann“. Weizsäcker weiter: „Wer das Meinungsprinzip auflösen und durch die Herrschaft der absoluten Wahrheit ersetzen will, der löst die freiheitliche Demokratie auf.“

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Es trifft die Falschen“ von Werner Schulz, JF 36/20

Karte versus Signalpistole

Wie recht Werner Schulz hat: Mit dem neuen Waffengesetz werden statt der Terroristen gesetzestreue Bürger drangsaliert. Wieder einmal wird einem Gesetz, das ohnehin schon von irrsinnigen Regelungen strotzt, ein weiterer Unfug hinzugefügt. Ich habe schon vor über 40 Jahren meine traurigen Erfahrungen mit diesem Gesetz gemacht: Ich war Miteigentümer einer seegehenden Segelyacht, die – wie alle Hochseeyachten damals – für einen Notfall mit einer Signalpistole mit fünf Schuß roter Leuchtmunition ausgerüstet war; die Herkunft war (nachdem das Schiff zuvor mehrmals den Besitzer gewechselt hatte) nicht mehr nachzuweisen. Als mir klar wurde, daß ein solches Gerät unter das Waffengesetz fällt, hatte ich das Bedürfnis, diesen Zustand zu legalisieren. Ich beantragte also bei meinem zuständigen Landratsamt eine entsprechende Waffenbesitzkarte, die mir auch alsbald ausgestellt wurde, sogar ohne Sachkundeprüfung, da man mir als Soldat wohl unterstellte, daß ich über diese nach zwanzig Dienstjahren in ausreichendem Maße verfügte. Im Bewußtsein, meine Bürgerpflichten erfüllt zu haben, fügte ich meine Waffenbesitzkarte den Schiffspapieren bei. Groß war mein Erstaunen, als ich circa zwei Jahre später von einem anderen Landratsamt – ich war zwischenzeitlich versetzt worden – aufgefordert wurde, entweder den Kauf einer Signalpistole nachzuweisen, oder die Waffenbesitzkarte unverzüglich zurückzugeben. Ich entschied mich für das letztere in der Überzeugung, daß ich in einem tatsächlichen Notfall nicht mit der Waffenbesitzkarte, sondern mit der Signalpistole Hilfe herbeiholen würde. 

Hans-Joachim Kuhlwein von Rathenow, Herrnwahlthann






Zu: „Aufgeschnappt / Die böse Tropenmedizin“ von Matthias Bäkermann, JF 36/20

Ein ganz neuer Lehrstuhl

Es ist geradezu beglückend wahrnehmen zu können, wie mit Frau Susan Arndt ein strahlender Fixstern am Firmament der deutschen Rassismusforscher aufgegangen ist. Der Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller, sollte sie auf den neu einzurichtenden Lehrstuhl für Bedeutungslosigkeit berufen und zur außerplanmäßigen Professorin ernennen.

Dr. Ullrich Westerhagen, Burgwedel






Zu: „Der andere Weg“ von Peter Kuntze, JF 36/20

Leistungsfähiges Riesenvolk

Der ganzseitige Bericht von Peter Kuntze über das heutige China versöhnt mich wieder etwas mit meiner hochgeschätzten JF. Die Ausführungen etwa zur britischen Herrschaft von 1842 bis 1997 verdienen, gemeinsam mit der Aussage „Als Hohn muß es geschichtsbewußten Chinesen erscheinen, wenn die Nachfahren einstiger Kolonialherren jetzt die Fahne der Menschenrechte schwenken und sich als moralische Lehrmeister aufspielen“, eingerahmt zu werden. Eine Partnerschaft mit diesem intelligenten und leistungsfähigen Riesenvolk sollte gerade uns Deutschen viel wert sein.

Peter Wellenhofer, Grünwald






Zur Meldung: „Schäuble: Corona-Krise ist eine ‘große Chance’“, JF 36/20

Kernschmelzreaktor der CDU

Seit 1972 ist der Volljurist Wolfgang Schäuble MdB für die CDU. Zu keiner Zeit ist er dadurch aufgefallen, daß er Positionen vertreten hat, die nicht „Kern“ der jeweiligen Politik dieser Gruppierung waren. Die Bandbreite seiner Verlautbarungen entspricht der der Wandlungen seiner Partei von der absoluten Westorientierung hin zur grün-rot-bunt-offenen Beliebigkeit, die er zu früheren Oppositionszeitenden den damals Regierenden vorgehalten hat. Er hat zum Beispiel im Einigungsvertrag mit der DDR die „Stasi-Promotionen und -Habilitationen“ geschützt vor Überprüfung, eine Volksabstimmung über eine neue Verfassung maßgeblich verhindert – so wird es kolportiert –, die „Fürsorge am Tegernsee“ für den DDR-Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski besorgt, dann „die Hand aufgehalten“ für die Partei, anschließend die Vertragsbrüche zur demokratisch nicht legitimierten Expansion der zentralistischen EU und die Verfassungsbeugung seiner Chefin widerspruchslos unterstützt bis heute beim „Wiederaufbauplan nach Corona“. Mithin ein perfekter „rechtsbrechender Rechtsbewahrer“ und „enteignender Eigentumsschützer“ (Hans-Hermann Hoppe). 

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt






Zu: „Corona als Vorwand“ von Michael Paulwitz, JF 35/20

Fehlende Konsequenz

Widerständler und Protestierer gegen die von den Regierungen verordneten sinnvollen, aber nicht als erforderlich angesehenen und deshalb abgelehnten Corona-Schutzmaßnahmen sollten konsequenterweise  ihre Krankenversicherungskarte bei ihrem Hausarzt abgeben und im Falle der sorglos in Kauf genommenen Corona-Infektion keine Leistungen der Sozialsysteme erhalten können.

Henning Sachs, Kiel




Der Untertan ist gleich zur Stelle

Es glaubt hoffentlich niemand, unsere Politiker würden das gegenwärtige Volks-Disziplinierungsmittel „Corona-Hysterie“ aus der Hand geben, zumal seine Einschränkungen von ebendiesem Völkchen mit Begeisterung und geradezu enthusiastisch akzeptiert werden und manchem noch nicht weit genug gehen. Daß die Arznei schädlicher ist als die Krankheit ist noch nicht angekommen. Verständlich wirkt vor diesem Hintergrund auch das Verhalten des Robert-Koch-Instituts (RKI), das die Einsetzung eines „unabhängigen Wissenschaftlerstabes“ in Sachen Corona ablehnt. In Dingen von einiger Bedeutung, wie auch zum Beispiel dem Klimawandel, gibt es keine Unabhängigen mehr, jeder ist Partei – oder wird von einer gekauft.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Faust auf Faust, hart, ganz hart“ von Lukas Steinwandter/Christian Vollradt, JF 35/20

Gauland ist mitverantwortlich

Der brutale Faustschlag dürfte dem letzten die Augen öffnen, was für ein dubioser Charakter Andreas Kalbitz ist (schon vor der „Milzriß-Affäre“ wurde über Saufeskapaden und Gewalttätigkeiten hinter vorgehaltener Hand geredet). Nach dem unrühmlichen politischen Ende von Andreas Kalbitz mit seinem endgültigen Rücktritt als AfD-Fraktionsvorsitzender in Brandenburg ist es angebracht, die Rolle und Mitverantwortung von Alexander Gauland zu hinterfragen. Gauland hat Kalbitz jahrelang gefördert. Als die Affäre um die verschwiegene Vergangenheit im Neonazi-Verband HDJ aufkam, hat er Kalbitz weiter gedeckt und ist Meuthen und der Mehrheit des Bundesvorstands in den Rücken gefallen. Im Lichte der „Milzriß-Affäre“, die Kalbitz’ Aus besiegelt hat, steht auch Gauland düpiert da. Man muß Meuthen und den sieben Bundesvorstandsmitgliedern herzlich danken; sie haben absolut richtig gehandelt, einen politisch und charakterlich ungeeigneten Mann auszuschließen. Dagegen hat es Gauland an politischem Verstand und Gespür mangeln lassen. Er, der immerhin Ehrenvorsitzender ist, hat nicht vermittelt und stand nicht über den Lagern, sondern hat sich klar auf eine Seite gestellt (die falsche). Damit ist seine Autorität als Integrationsfigur schwer beschädigt. Gauland sollte endlich seine Sondertouren unterlassen und die gewählte Parteiführung, die Mehrheit des AfD-Bundesvorstands um Meuthen, unterstützen. Sonst wird er zur Belastung für die Einheit der Partei.

Dr. Peter Müller, München






Zu: „Die Ideologie des Antirassismus / Zukunftsfrage Identität“ von Dimitrios Kisoudis, JF 35/20

Die Knieschoner vergessen

Wer sich auf die Forderung „kritische Weißseinsforschung“ einläßt, wird alsbald feststellen, daß die „Weißen“ den Subsahara-Afrikanern in entscheidenden Errungenschaften voraus sind. Dies betrifft nicht nur Wissenschaft und Technik, sondern gerade auch das kritische Nachdenken über „Gott und die Welt“. Die Begriffe, die Denkansätze, die aus der „weißen“ Philosophie und Theologie erwuchsen, sind nun ironischerweise gerade diejenigen, welche die BLM-Bewegung gegen die „Weißen“ in Stellung bringt. Ohne diese Begriffe wüßten diese Leute gar nicht, wie sie sich artikulieren sollten – abgesehen von der stumpfsinnigen Gewalt gegen alles und alle (auch gegen die eigenen Leute). Die Verlogenheit, mit der hierzulande die weißen Möchtegern-Führer vor den „Schwarzen“ auf die Knie gehen (zum Teil buchstäblich), wird nur noch vom politisch korrekten Personal der USA (etwa Kandidat Joe Biden) übertroffen. Mehr Heuchelei geht nicht.

Dr. Wolfgang Monninger, Essen






Zur Haltungsnote: „Es gibt sie noch: die Standhaften“ von Gil Barkei, JF 35/20

Friedberg: meine Hausapotheke

Hier ist eine kleine, aber wichtige Korrektur anzubringen: Die „Hof-Apotheke zum Mohren“ befindet sich in Friedberg, etwa 30 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main. Es ist meine „Hausapotheke“. Ehre, wem Ehre gebührt!

Jutta Berg-Schlosser, Friedberg/Hessen






Zu: „‘Ich erkenne Deutschland nicht wieder’“, im Gespräch mit Andrzej Przylebski, JF 33/20

Ruinöse Kommunikation

Als Kritiker der Berliner Regierung ist es nicht schwer, Übereinstimmungen mit dem Herrn Botschafter zu finden. Die schreiende Parteilichkeit vieler Medien läßt sich nicht abstreiten, ebensowenig der kulturelle und sittliche Zerfall hierzulande. Doch dies macht Polen nicht zum Verbündeten und erst recht nicht zum Freund. Schließlich verfolgt Warschau eine Politik, die den Interessen des deutschen Volkes direkt entgegensteht: Opposition und Lobbyismus gegen Nord Stream 2, Versuche, die Visegrád-Gruppe in eine Vorstufe des Intermariums zu verwandeln und die Reparationsforderungen für den Weltkrieg sind nur einige Beispiele. Es ist verständlich, auf Hilfe zu hoffen. Aber sich an einen Konkurrenten von außen zu wenden, um einem im Inneren eins auszuwischen, führt nur zum Ruin.

Dr. Alexander Straube, Eichenau






Zu: „Sprachgesellschaft lehnt Gender-Sprech ab“, JF 35/20

Maximal ein drittes Geschlecht

Da es neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht auch ein solches gibt, das nicht zuzuordnen ist, akzeptiere ich auch noch ein drittes Geschlecht, also divers. Daß es aber bis zu 60 Geschlechter geben soll, ist mir unverständlich und erscheint mir idiotisch. Die Forderung, daß sich das in unserer Sprache niederzuschlagen habe (mit „Sternchen“ in der Schrift oder neuerdings gar im RBB-Sender „Fritz“), ist geradezu grotesk. So „verhunzt“ man die deutsche Sprache. Warum wehren wir uns nicht auf breiter Front gegen so einen Unsinn? Selbst unser Ministerpräsident Kretschmann stört sich mittlerweile an dem Gender-Gaga, obwohl solche Stilblüten aus den Reihen seiner Partei kommen.

Horst Niehues, Sulz am Neckar