© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Schiff der Evangelischen Kirche nimmt Migranten auf
Auf die Schattenseite blicken
Helmut Matthies

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und vor allem linke Medien jubeln: 353 Asylsuchende konnten vom kirchlich mitfinanzierten Schiff Sea-Watch 4 und dem des britischen Künstlers Banksy im Mittelmeer aufgenommen werden. Daß Italien dafür den Hafen von Palermo öffnete, sei der EKD und Banksy zu verdanken, sagte Sea-Watch-Sprecher Oliver Kulikowski.

Das ist nur auf den ersten Blick ein beispielhafter Akt der Nächstenliebe. So biblisch es ist, tatsächlich Verfolgte aufzunehmen, so unbiblisch ist es, die Schattenseiten zu verschweigen. Denn die weltweit gesehene Rettungsaktion ermutigt mehr Menschen, ihr Geld Schlepperbanden anzuvertrauen. Doch wer flieht eigentlich? Es sind meist zahlungskräftige junge Männer, die der kleinen Mittelschicht Afrikas angehören.

Und wer kümmert sich dann um die zurückgebliebenen Armen? Es ist nicht christlich, sich über Migranten zu freuen, die eventuell mal deutsche Alte pflegen, wenn die Kirche nicht auch im Blick hat, wer denn die Alten in Afrika versorgt. Der „Herr der Kirche“, Jesus Christus, hat gesagt: „Gehet hin in alle Welt ... lehret sie“. Er hat nicht gefordert: „Holt alle her“. Seenotrettung ist geboten. Aber die Aufgabe, die nur die Kirche erfüllen kann, ist Seelenrettung.






Helmut Matthies war bis 2017 Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.