© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Heather Mac Donald bestreitet strukturellen Rassismus bei der US-Polizei und erntet Kritik.
Heldin der Großstadt
Siegfried Gerlich

Wie so vielen US-Wissenschaftlern ist es auch der 1956 in Los Angeles geborenen Heather Mac Donald nicht erspart geblieben, von Studenten und anderen bildungsfernen Aktivisten als „Faschist“, „Rassist“ und „weißer Suprematist“ verunglimpft zu werden. Dabei hat sich die leitende Mitarbeiterin des New Yorker Manhattan Institute for Policy Research, einer libertär-konservativen Denkfabrik, keineswegs mit politisch unkorrekten Provokationen, sondern mit wissenschaftlich korrekten Publikationen einen Namen gemacht – in renommierten Medien wie der New York Times, der Washington Post oder dem Wall Street Journal.

Bei den Themen Bildung, Massenmigration und Rassenbeziehungen ist die Juristin allerdings stets mit dezidiert konservativen Auffassungen hervorgetreten, und unerschrockener als andere republikanisch gesinnte Publizisten hat sie sich als Gegnerin von Strafjustizreformen und Verfechterin proaktiver Polizeistrategien zu Wort gemeldet.

In ihrem 2016 erschienenen Buch „The War on Cops“ (Krieg gegen die Polizei) wußte Mac Donald die bereits damals obsolete, von „Black Lives Matter“ aber weiter propagierte These einer strukturell rassistischen US-Polizei mit harten Fakten zu parieren, indem sie etwa die extrem hohen Raten an von Schwarzen verübten Gewalt- und Tötungsdelikten – auch gegen Polizisten – in Rechnung stellte. Zudem rechtfertigte sie eine präventive Polizeiarbeit, die in nur zwei Jahrzehnten die Gewaltkriminalität landesweit halbiert und damit mehr „schwarze Leben“ gerettet habe als jene derzeit so populäre schwarze Anti-Polizei-Bewegung. Am Konzept dieser in New York von 1994 bis 2015 erfolgreich praktizierten Null-Toleranz-Politik hatte Mac Donald sogar selber mitgearbeitet, wofür sie vom damaligen Bürgermeister Rudy Giuliani hymnisch als „unbesungene Heldin der Umwandlung New Yorks in die sicherste Großstadt der USA“ gefeiert wurde.

Mit „The Diversity Delusion“ (Der Vielfalts-Wahn) folgte 2018 ein nicht minder aktuelles Buch, in dem Mac Donald die kafkaesken Antidiskriminierungsbürokratien US-amerikanischer Universitäten einer schonungslosen Kritik unterzog. Eine unermüdlich um „Rasse“ und „Geschlecht“ kreisende und auf „Diversität von Menschen, nicht von Meinungen“ abgestellte Identitätspolitik habe auf dem Campus eine von blankem Haß auf „tote weiße Männer“ getriebene totalitäre Gesinnung befördert, welche die westliche Wissenschaftskultur zerstöre und die zivilisatorischen Errungenschaften des Westens insgesamt in Frage stelle. Um so bemerkenswerter ist es, daß Mac Donald als Verteidigerin eines angloamerikanischen Kulturbewußtseins ausgerechnet von dem afroamerikanischen Intellektuellen Shelby Steele zur geistigen Nachfolgerin des in den Staaten legendären Philosophen Allan Bloom geadelt wurde, dem bereits vor einem Vierteljahrhundert der „Niedergang des amerikanischen Geistes“ vor Augen stand.