© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

Meldungen

Gedenken an Opfer der Bodenreform 

KYRITZ. Mit einer Feierstunde hat die Aktionsgemeinschaft Recht und Eigentum (ARE) am Mittwoch vergangener Woche im brandenburgischen Kyritz der Opfer der Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone gedacht. Anlaß war der 75. Jahrestag der Rede des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Wilhelm Pieck, in der der spätere DDR-Präsident unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“ die Enteignung von Großindustriellen, Großgrundbesitzern und Adligen gefordert hatte. Infolgedessen habe in der Stadt ein Martyrium für unzählige Leute begonnen, die oft entschädigungslos enteignet wurden, sagte Pfarrer Norbert Lazay in seiner kurzen Andacht: „Uralte Dinge, die seit Jahren festgesetzt waren, wurden über Nacht weggenommen.“ Wer die Taten der deutschen Stalinisten verharmlose, mache sich nachträglich schuldig, mahnte das Vorstandsmitglied der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Ernst Schönemann. Er erinnerte dabei an das Schicksal seiner eigenen Familie, die 1961 aus Lenz an der Elbe zwangsausgesiedelt worden sei. Innerhalb von nur vier Stunden habe man seine Sachen packen müssen und sei anschließend abtransportiert worden. Das Unternehmen mit acht Angestellten, 99 Jahre lang im Besitz der Familie, habe man ihnen weggenommen. Schönemann kritisierte in diesem Zusammenhang die Linkspartei, die heutzutage wieder von Enteignungen spreche. Die Bundesregierung verurteile solche Tendenzen jedoch viel zu wenig. Daher dürfe die Erinnerung an das unter sowjetischer Besatzung und SED-Regime begangene Unrecht nicht verblassen. Der ARE-Bundesvorsitzende Manfred Graf von Schwerin nannte die Teilnehmer des Gedenkens die „Vorhut des Rechtsstaats“, die sich gegen alle Formen repressiven Verhaltens stellen müsse. „Wir sind nicht viele, aber wir stehen für viele“, betonte der frühere Entwicklungsbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz. Ziel der ARE sei es, mit anderen Opferverbänden im In- und Ausland das begangene Unrecht aufzuklären. Die Veranstaltung fand an einem Gedenkstein in der brandenburgischen Gemeinde statt, der 1970 von den DDR-Offiziellen anläßlich des 25. Jahrestags der sogenannten „Demokratischen Bodenreform“ errichtet wurde. 2003 wurde das Denkmal samt seiner ursprünglichen Inschrift instand gesetzt. (zit)