© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/20 / 11. September 2020

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Moderatorin: „Wir sind keine Erziehungsanstalt“ 

BERLIN. „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga hat sich kritisch darüber geäußert, wie deutsche Medien über den US-Wahlkampf berichten. Der Fokus werde zu stark auf die Kritiker des US-Präsidenten Donald Trump gelegt, sagte Miosga der Welt. Befürworter von dessen Politik kämen hingegen zu wenig zu Wort. „Wenn ich mir zum Beispiel die Berichterstattung über den US-Wahlkampf derzeit anschaue, auch bei uns, finde ich schon, daß die Medien insgesamt in Deutschland mehr über die Trump-Befürworter berichten könnten.“ Es sei zwar richtig, daß Korrespondenten auch Trump-Kritiker aufsuchten. Sie warne aber davor, daß mancher sich am 4. November verwundert die Augen reiben und fragen könnte, warum Trump schon wieder gewonnen habe. „Das ist ja gar nicht so unwahrscheinlich. Aber wir beleuchten in den deutschen Medien stark die Trump-Gegner. Wir könnten von den Menschen mehr hören, die ihn wiederwählen werden, welche Argumente sie haben. Und die haben sie ja, denn Trump hat de facto einige seiner Wahlversprechen umgesetzt.“ Weiter erläuterte die Moderatorin, Medien dürften Leser und Zuschauer bei Themen wie den Corona-Maßnahmen nicht zu einer bestimmten Position drängen. „Es ist auf gar keinen Fall Aufgabe von Journalisten, den Menschen eine Haltung vorzugeben. Wir sind ja keine Erziehungsanstalt“, mahnte Miosga. Einige ihrer Kollegen aus den öffentlich-rechtlichen Medien hatten das in der Vergangenheit anders formuliert. So hatte die „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen 2018 betont, es sei der Auftrag der Medien, den „Bürger zu einem mündigen, die Demokratie wählenden Bürger zu erziehen“. Dies bedeute zwar nicht, jemanden in eine Richtung zu erziehen und ihm zu sagen: „Du mußt jetzt denken, Trump ist doof, und du mußt jetzt denken, Flüchtlinge sind alle toll.“ Vielmehr gehe es darum, die Bürger dahingehend aufzuklären und zu erziehen, daß sie sich für die Demokratie auf der Grundlage des Grundgesetzes entschieden. Der Moderator des Magazins „Monitor“, Georg Restle, sprach sich ebenfalls 2018 für einen „werteorientierten Journalismus“ anstatt „blinder Neutralität“ aus. Und auch „Tagesschau“-Journalist Patrick Gensing erklärte 2015 in einem Interview mit dem Online-Magazin Vocer, wie er sich seinen Wunschjournalismus vorstelle: „Ich glaube, daß man die Leute eher gewinnen kann, wenn im Journalismus eine Haltung vertreten wird, als wenn da irgendwie einfach nur Fakten angehäuft werden.“ (krk)





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