© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Lesereinspruch

Die Spanier übergangen

Zu: „Als die Pilgerväter kamen“ von Jan von Flocken (JF 37/20)

Es ist erstaunlich, mit welch kritikloser Hartnäckigkeit die auf die Puritaner und die Nordstaaten fokussierte, legendenhaft ausgeschmückte Geschichte von der Mayflower als „Beginn der Kolonisierung der USA“ wieder und wieder erzählt wird. Zunächst werden im Artikel die Spanier übergangen, die mit St. Augustine auf Florida 1565 die erste dauerhafte Kolonie auf dem Boden der späteren USA gründeten. Die Engländer begannen 1583 auf Neufundland (Kanada) und 1584 auf Roanoke Island vor der Küste des späteren Staates North Carolina Fuß zu fassen. Die Ansiedlung auf Roanoke blieb allerdings Episode, 1590 konnten keine Überlebenden mehr gefunden werden – „The Lost Colony“, eines der Mysterien der amerikanischen Geschichte. Die permanente Gründung von Virginia, das den Beinamen „The Old Dominion“ erhielt und bis heute führt, erfolgte 1607, 13 Jahre vor den Pilgervätern. Auch beim Thanksgiving Day hatten die Virginier die Nase vorn. Das Erntedankfest wurde dort erstmals 1619 gefeiert, zwei Jahre vor dem nur unsicher überlieferten Fest in Massachusetts.

Dr. Marcus Junkelmann, Mainburg