© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Unter trügerischem Namen
Sexualpädagogik: Die „Schule der Vielfalt“ arbeitet mit Kindern an der Zersetzung der heteronormativen Geschlechtsidentität
Hinrich Rohbohm

Zwölfjährige, die vor ihrer Schulklasse einen Orgasmus schauspielern. Schüler, die pantomimisch darstellen, was Sadomasochismus bedeutet; die sich mit „Darkroom“-Praktiken während des Unterrichts auseinandersetzen und die im Rahmen einer Projektarbeit einen „Puff für alle“ bauen sowie mit Dildos und Vaginalkugeln hantieren.

Was sich für die meisten Eltern wie ein Horrorszenario anhören dürfte, ist an zahlreichen Schulen bereits seit einigen Jahren bittere Realität. Und obwohl das Projekt „Schule der Vielfalt“ in den vergangenen Jahren mehrfach in die Kritik geraten war, hat sich an der Tatsache, daß sich derlei Vorführungen im Rahmen des Sexualkundeunterrichts abspielen dürfen, wenig geändert. Im Gegenteil: Ein breit angelegtes Netzwerk der sogenannten LGBT-Lobby ist im Begriff, Deutschlands Schulen samt ihrer Schüler für sich und seine „queeren“ Sichtweisen zu vereinnahmen.

LGBT ist die englische Abkürzung für „Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender“, zu deutsch lesbisch, schwul, bisexuell und transgender. Mit dem ebenfalls aus dem Englischen stammenden Wort „queer“  bezeichnet man im allgemeinen Personen, die durch ihre geschlechtliche Identität von der heterosexuellen Normalität abweichen. Eine Sammelbewegung und Szene, die einen inzwischen ins Fanatische ausufernden Kampf gegen Diskriminierung führt. In ihr Visier kann nahezu jeder geraten, der sich ablehnend gegenüber ihrer sexuellen Ausrichtung äußert.

Schon wer hier von einem unnormalen Verhalten sprechen würde, bewegt sich auf äußerst dünnem Eis. Auf diese Weise geraten Kritiker schnell in die von der LGBT-Lobby angefertigte Schublade der Homophobie. Ein Etikett, mit dem dieses Netzwerk seine Skeptiker auf eine Stufe mit Sexisten und Rassisten zu stellen versucht, um sie zu diskreditieren und aus dem Diskurs zu drängen.

Das Strickmuster dieser Lobby verläuft so: Homosexuelle, Bisexuelle und Transsexuelle werden von der Gesellschaft diskriminiert. Um gegen diese Diskriminierung vorzugehen, bedarf es Institutionen, die darüber aufklären – und das am besten bereits in der Schule, damit sich homophobes Gedankengut gar nicht erst in den Köpfen von Jugendlichen festsetzen kann. Hier beginnt die „Schule der Vielfalt“ ihr Spiel.

„Come in. Wir sind offen“, lautet ihr Motto: „Komm rein.“ – Eine Einladung, aus der zunächst nicht genau hervorgeht, wer denn eigentlich wo reingehen soll. „Lesbisch, schwul, bi, hetero, trans“ steht unter dem Motto. Mit anderen Worten: Eigentlich sind alle gemeint.

Wer die Projektbeschreibung der „Schule der Vielfalt“ näher betrachtet, stellt jedoch fest: Eigentlich geht es gar nicht darum, irgendwo reinzukommen. Es geht um das klassische linke Thema der Antidiskriminierung. „Für Respekt und Fairneß, gegen ein Brett vorm Kopf und Ausgrenzung“ heißt es da. Aufgehängt am politisierten Begriff der „gleichgeschlechtlichen Lebensweisen“, die an Schulen meist nicht im Unterricht vorkommen, „aber doch immer wieder Thema im Schulalltag“ seien – und das „zu oft in Form von Mobbing oder Unverständnis“. Dies wolle man nicht, heißt es auf der Webseite des „bundesweiten Antidiskriminierungsnetzwerks“ und fragt dort: „Was wäre, wenn es im Schulalltag ganz normal wäre, daß Sven Jan vor dem Eingang zur Schule noch einen Kuß gibt?

13jährige sollten spielerisch Analsex darstellen

Grundlage für das Netzwerk ist das 2012 erschienene Buch „Sexualpädagogik der Vielfalt“, das jungen Menschen „neue Erlebnismöglichkeiten“ und „verschiedene Identitätsmöglichkeiten“ aufzeigen will.

In dem Buch wird unter anderem die Empfehlung ausgesprochen, Kinder ab 13 Jahren sollten Analsex-Praktiken in Form eines Theaterspiels darstellen. Ebenso werden eingangs beschriebene Vaginalkugeln und Dildos für den Einsatz als Unterrichtsmaterial empfohlen und betont, daß es hilfreich sein könne, wenn Schüler im Rahmen eines Projektes einen „Puff für alle“ bauen würden.

Mehrfach war das Buch bereits in die Kritik geraten. Die Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, Christina Hennen wertete es als einen Versuch, die Schamgrenzen von Kindern und Jugendlichen aufzubrechen. Pädagogen, die die Abhängigkeit der Schüler ausnutzen, könnten so Gehorsam erzwingen. Der „Vielfalt“-Gedanke sei lediglich ein vorgeschobenes Argument. Vielmehr komme unter dem Vorzeichen von „Gender“ zurück, was schon in der „Kinderladenbewegung“ und der Reformpädagogik als übergriffig erkannt wurde.

Geändert hat sich wenig. Zwar wird das Buch nach außen hin kaum noch empfohlen. Indiziert wurde es jedoch bis heute nicht. Und die Anwendung der darin enthaltenen sexualpädagogischen „Handlungsempfehlungen“ liegt nach wie vor im Ermessen des Lehrers.

Bei den Autoren des kritisierten Buches handelt es sich um die Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin Elisabeth Tuider sowie den Professor für Sexualpädagogik, Stefan Timmermanns. Tuider lehrt als Professorin an der Universität Kassel, leitet dort den Fachbereich Soziologie der Diversität unter besonderer Berücksichtigung der Dimension Gender. Sie gilt als Anhängerin der von Helmut Kentler und Uwe Sielert begründeten sogenannten neoemanzipatorischen Sexualpädagogik, die auf den freudomarxistischen Theorien des Psychoanalytikers Wilhelm Reich beruhen, der innerhalb der KPD 1931 den Deutschen Reichsverband für proletarische Sexualpolitik (Sexpol) gegründet hatte.

Der 2008 verstorbene Homosexuelle Kentler, der selbst drei Adoptivsöhne sowie einen Pflegesohn hatte, wirkte einst als Professor für Sexualpädagogik an der Technischen Universität Hannover, gehörte zudem dem Beirat der Humanistischen Union an. Jener Organisation, die im Jahre 2000 in die Kritik geraten war, weil ihr Bundesvorstand sich gegen eine „kreuzzugartige Kampagne gegen Pädophilie“ positionierte. Später attestierte ihr der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller gar eine Förderung pädophiler Handlungen.

„Unverhohlener Aufruf zur Pädophilie“

Auch die sexualpolitischen Positionen Kentlers stehen als aktive Förderung von Pädosexualität in der Kritik. In den sechziger Jahren hatte er minderjährige Heimausreißer im Alter zwischen 13 und 15 Jahren bei pädophilen Männern untergebracht. Dabei habe Sex zwischen Schutzbefohlenen und Betreuern zum pädagogischen Konzept gehört und die Jugendlichen stabilisieren sollen. Ein Projekt, das seinerzeit zynisch als „Feldversuch“ bezeichnet wurde. Die Versuche waren von Kentler angeleitet worden.

Ein von ihm verfaßtes Vorwort in dem bei Pädophilen beliebten sogenannten Aufklärungsbuch „Zeig mal!“ hatte der Journalist Stephan Hebel als „unverhohlenen Aufruf zur Pädophilie bezeichnet. Noch nach Kentlers Tod lobte der taz-Journalist Jan Feddersen ihn als „verdienstvollen Streiter für eine erlaubende Sexualmoral“.

Kentlers Mitstreiter Uwe Sielert – Doktorvater von Tuider – zählt zum Beirat des Instituts für Sexualpädagogik. Einem Verein, der zertifizierte Weiterbildungen anbietet, die zum Sexualpädagogen qualifizieren. Mit anderen Worten: Das Institut leitet jene an, die in schulischen, familiären, kirchlichen oder sonstigen Institutionen in Sachen Sexualität beratend tätig sind.

Das ist ein lohnendes Geschäft, denn die ausgebildeten Sexualpädagogen erhalten durch Projekte wie „Schule der Vielfalt“ die benötigte Nachfrage, während die antifamiliäre LGBT-Ideologie mit Hilfe von Tuider und Timmermanns in die Klassenzimmer zu Kindern und Jugendlichen gelangt.

Doch nicht nur die Ursprünge von „Schule der Vielfalt“ sind vielsagend. Denn hinter diesem Projekt, das vom Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert wird, verbirgt sich ein weit verzweigtes Netzwerk kleiner Vereine aus der LGBT-Szene. Bis 2016 wurde Tuiders und Timmermanns Buch von der schwul-lesbischen sogenannten Aufklärungsgruppe „Schlau“ beworben. Erst nach massiver Kritik nahm sie das Buch aus ihrer Literaturempfehlung. Gleichzeitig fungiert Schlau als Kooperationspartner von „Schule der Vielfalt.“

Dies geschah aus gutem Grund. Jene Schulen, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, müssen durch Beschluß der Gesamtkonferenz eine Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben. Eine dieser auferlegten Verpflichtungen sieht vor, daß Teile des Schulkollegiums an Workshops zum Thema Antidiskriminierung gegenüber sexueller Vielfalt teilnehmen müssen. Und für Schüler müssen regelmäßig „lesbisch-schwul-bi-trans*-Aufklärungsworkshops“ durchgeführt werden. Jede dieser Aus- und Fortbildungsmaßnahmen hat sich dabei an den Qualitätsstandards der „Schlau“-Aufklärungsprojekte zu orientieren.

Bei „Schlau“ handelt es sich um ein LGBT-Netzwerk, daß sich genau auf solche Bildungs- und Antidiskriminierungs-Workshops zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt für Schulen, Sportvereine, Jugendzentren und weitere Jugendeinrichtungen spezialisiert hat. Die zentrale Funktion des Vereins ist, Begegnungen und Gespräche zwischen Jugendlichen und den der LGBT-Szene entstammenden „Teamer_innen“ zu ermöglichen. Eigenen Angaben zufolge hat das Netzwerk im vergangenen Jahr 12.500 Jugendliche in 562 Workshops erreicht. Das ist der höchste Stand seit der Gründung von „Schlau“.

Gemeinsam mit den Vereinen „Rubicon“ und „Rosa Strippe“ sowie dem Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen zählt „Schlau“ zu den Kooperationspartnern von „Schule der Vielfalt“. „Rubicon“ war 1975 aus der militant-revolutionären Gay Liberation Front (GLF) entstanden, die eng mit der sozialistischen Black Panther-Bewegung in den USA zusammenarbeitete. Ihr Ziel formulierte die Gruppe seinerzeit so: „Wir sind eine revolutionäre homosexuelle Gruppe von Männern und Frauen, die sich mit der Erkenntnis gebildet hat, daß komplette sexuelle Befreiung für alle Menschen nicht verwirklicht werden kann, wenn nicht die existierenden sozialen Institutionen abgeschafft werden.“

Gender-Beratungen sind ein lohnendes Geschäft

Heute bietet „Rubicon“ ebenso wie der Verein „Rosa Strippe“ Beratungen für die LGBT-Zielgruppe an. Was wiederum ein weiteres lohnendes Geschäft für Psychologen, Pädagogen und Therapeuten aller Art mit deren verschiedensten Spezialgebieten darstellt. Als Geldgeber fungiert im Falle von „Rubicon“ sowohl das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales als auch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes. Darüber hinaus wird der Verein zusätzlich durch die Stadt Köln gefördert.

„Rosa Strippe“ unterhält in Bochum eine psychosoziale Beratungsstelle. Bedingung für die Mitarbeit: Alle Berater müssen selbst der LGBT-Szene angehören. So bleibt man unter sich. Wen der Verein ansprechen möchte, ist am gewählten Standort ersichtlich. Die Beratungsstelle befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Goethe-Gymnasium und zu einem Kindergarten. „Rosa Strippe“ war 1980 aus einer schwulen Selbsthilfeinitiative entstanden und genießt ebenfalls den warmen Regen öffentlicher Zuschüsse. Unterstützt von der Stadt Bochum und dem Land Nordrhein-Westfalen …

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe: Wie das Netzwerk der Vielfalt den Zugang zu Minderjährigen sucht.

 www.schule-der-vielfalt.de

 www.rosastrippe.net

 www.schlau.nrw