© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Meldungen

Correctiv recherchiert mit FFF-Aktivisten

ESSEN. Correctiv (JF 28/20) hat laut Welt am Sonntag für eine Recherche über Kohleenergie mit Aktivisten von „Fridays for Future“ zusammengearbeitet. Demnach haben acht Mitglieder der Umweltbewegung über eigene Correctiv-Mailadressen Fragen an Kommunen in Nordrhein-Westfalen verschickt, um deren Beteiligungen an Kraftwerken zu ermitteln. In den kurz vor den  NRW-Kommunalwahlen veröffentlichten Ergebnissen sei zwar vermerkt worden, daß die Absender FFF-Aktivisten und damit Kohlegegner waren, jedoch gab es dazu keinen Hinweis in den Anfragen. Die Welt spricht von einem „Problem für die Unabhängigkeit der Berichterstattung“: Correctiv ist gemeinnützig und laut Satzung zu politischer Unabhängigkeit verpflichtet. Das Recherchebüro wies die Vorwürfe von sich: Die Arbeit wäre ohne externe freiwillige „Crowd-Reporter“ nicht möglich gewesen. (gb)





Seehofer kritisiert Presserat

Berlin. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat den Deutschen Presserat scharf dafür kritisiert, die Beschwerden gegen eine polizeifeindliche taz-Kolumne als unbegründet zurückzuweisen. „Für mich ist diese Bewertung eine unerträgliche Verharmlosung“, erklärte Seehofer vergangene Woche Mittwoch in Berlin. Wenn man sagen dürfe, daß Menschen auf den Müll gehörten, sei dieses Wertesystem „ganz offenkundig aus den Fugen geraten“. Der Presserat hatte zuvor mitgeteilt, daß der Text, in dem die Autorin Hengameh Yaghoobifarah darüber sinnierte, Polizisten auf der Müllhalde zu entsorgen, von der Meinungsfreiheit gedeckt sei. „Die Polizei als Teil der Exekutive muß sich gefallen lassen, von der Presse scharf kritisiert zu werden. Die Satire bezieht sich im Kern auf die gesellschaftliche Debatte über strukturelle Probleme bei der Polizei wie Rechtsradikalismus, Gewalt und Rassismus“, begründete das Gremium seine Entscheidung. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die selbst eine der etwa 400 Beschwerden über die Kolumne eingereicht hatte, reagierte mit „massivem Unverständnis“ auf die Entscheidung des Presserats. Seehofer (CSU) wollte eigentlich Strafanzeige gegen die Autorin stellen, sah dann aber davon ab, als er Kritik für sein Vorhaben erntete. (krk/gb)