© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/20 / 18. September 2020

Anstiftung zum Kindesmißbrauch
Helmut Kentlers quicklebendiges Erbe
Dirk Glaser

Angesichts des Gesetzentwurfs, der kürzlich in den USA auf den Weg gebracht wurde, schlagen die Erziehungswissenschaftler Bernd Ahrbeck (Berlin) und Marion Felder (Koblenz) Alarm. Dieser „Equality Act“ sei lanciert von der Transgenderbewegung, die damit Kindern auch gegenüber Eltern ein „elementares Recht“ einräumen wolle, ihre geschlechtliche Identität selbst zu wählen. Das Gesetz solle jedoch nur die gängige Praxis legalisieren, denn schon heute ließen sich zwölfjährige Mädchen in „Transformationskliniken“ ihre Brüste abnehmen (FAZ vom 3. September 2020).

Daher sei es, „politischen Mut zum Widerspruch“ vorausgesetzt, hohe Zeit, der hiesigen, vom US-Beispiel inspirierten Transgender-Lobby in den Arm zu fallen und deren enormen Einfluß auf die Kinder- und Jugenderziehung endlich einzudämmen. Was allerdings Kraft kosten werde, denn einerseits sei in Politik und Zivilgesellschaft „die Sorge verbreitet“, bei Widerspruch gegen LGBTQ-Irrwische als „transphob“ zu gelten. Andererseits seien die Diversity-Fanatiker universitär fest verankert.

Dank Helmut Kentler (1928–2008), den die Zeit in den 1970ern als „Obergutachter der Nation in Fragen der sexuellen Erziehung“ rühmte. Den Hannoveraner Sozialpädagogen hatte zwar bereits 1993 Alice Schwarzers Emma als Förderer der Pädosexualität im Visier, aber seiner Autorität tat das nie Abbruch. Brav setzte etwa der Berliner Senat sein „Experiment“ um, für minderjährige Jungen vom Straßenstrich „fürsorgende Pfleger“ zu bestellen, die ihm als Pädosexuelle bekannt waren. Und die sich „liberalisierende“ evangelische Kirche öffnete Kentler, wie die Göttinger Politologin Teresa Nentwig rekonstruiert hat (zeitzeichen, 7/2020), alle Türen, um sich in der Jugend- und Erwachsenenbildung zu betätigen. Sein „Bilderbuch für Kinder und Eltern“ (1974), das als pornographische Anstiftung zum Kindesmißbrauch erst in den 1990ern vom Markt verschwand, erschien nicht zufällig im Verlag des Bundes Deutscher Bibelkreise, dessen Geschäftsführer einst der spätere Bundespräsident Johannes Rau war. 

Weitere Aufklärung über Kentlers quicklebendiges Erbe, gehütet vom neomarxistischen, für „lustfreundliche sexuelle Bildung von Kindern“ trommelnden Pädagogen Uwe Sielert (Kiel), von Stefan Timmermanns (Frankfurt, „Forschungsschwerpunkt Männer in Kindertagesstätten“) oder der Queer-„Theoretikerin“ Elisabeth Tuider (Kassel), wäre dringend erwünscht.