© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Aufgeschnappt
Mit dem Radl da
Matthias Bäkermann

Der Fall erregte überregionale Aufmerksamkeit: Stolz twitterte die Hamburger Polizei am 25. April 2017, daß 180 Beamte der Hansestadt „nach monatelangen Ermittlungen“ bei einer Großrazzia in Rothenburgsort etwa „3.500 Fahrräder sichergestellt“ hätten. Die geklauten Drahtesel wurden danach mit Hilfe von 15 Lkw des THW in zwei gemietete Tennishallen im Norden Hamburgs abtransportiert und dort von der Polizei fotografiert und katalogisiert. 

Wie das Hamburger Abendblatt zuerst meldete, ist drei Jahre später die Bilanz ernüchternd. Ganze 47 Fahrräder konnten ihren ehemaligen Besitzern zurückgegeben werden, bei 1.750 Fahrrädern konnte indes nicht nachgewiesen werden, ob sie überhaupt gestohlen worden waren. Dabei waren die Täter, zwei afghanische Brüder, nach langer Prozeßzeit Anfang 2020 zu einem Jahr und vier Monaten Bewährungsstrafe und 5.600 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Letztere dürften die Straftäter nun aber schnell wieder einspielen können. Obwohl die meisten Fahrräder „überwiegend minderwertig“ seien und nur „Flohmarktqualität“ hätten, wie Lilly Oechtering, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, vergangenen Freitag in der Welt zitiert wird, werden alle nicht als Diebesgut deklarierten Güter jetzt an die beiden Afghanen zurückgegeben.