© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Zitate

„International hat Trump derzeit ein glücklicheres Händchen als innerhalb der Corona-gebeutelten USA. Emotional sträubt sich alles in mir, diesem Mann den Friedensnobelpreis zu gönnen. Rational muß ich aber kleinlaut eingestehen, daß er ihn jetzt schon mehr verdient hätte als sein außenpolitisch überschätzter Vorgänger Obama.“

Sebastian Hesse, ARD-Korrespondent in Washington, im Hessischen Rundfunk am 16. September





„Liberalismus war in Deutschland, diesem Land der Staatsgläubigen, nie ein Anliegen der Mehrheit, und er wird es vermutlich nie werden. Eine liberale Partei, die angstfrei für ihre Überzeugungen einträte, hätte aber durchaus Chancen, eine signifikante Minderheit von sich zu überzeugen. (...) Dazu müßte sie aber in der Lage sein, die Ausgrenzungsversuche und Schmähetiketten der Mehrheit nicht nur auszuhalten, sondern wegzulächeln. Die FDP ist keine solche Partei. Statt die Differenz zum Rest der politischen Landschaft, links wie rechts, auszuhalten, wollen ihre Führungskräfte liebgehabt werden.“

Marc Felix Serrao, Leiter des Berliner Büros der „Neuen Zürcher Zeitung“, in der „NZZ“ am 18. September





„Überall ploppen im Moment wahnsinnig komplexe Debatten auf, aber nur in den seltensten Fällen gibt es den Raum, sich dazu in aller Komplexität zu äußern. Und dann sind die Debatten so moralisch. Das wundert mich am meisten – wie viele bereit sind, sich moralisch über andere zu erheben. Schon weil das voraussetzt, daß es überhaupt Gut und Böse gibt. Nicht mal daran glaube ich.“

Lars Eidinger, Schauspieler, in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom 18. September





„Der Rechte ist nur erträglich, wenn er gebildet ist – der Linke nur, wenn er es nicht ist.“

Arne Kolb, Aphoristiker, auf der Onlineseite des Magazins „Anbruch“ vom 21. September





„Infrastrukturprojekte wie die zum Import von Gas sind über viele Jahrzehnte angelegt. Sie zum Spielball der Tagespolitik zu machen ist höchst gefährlich. Was wäre denn, wenn Rußland in Reaktion auf Sanktionen gegen Nord Stream 2 seinerseits die jahrzehntelange Energiepartnerschaft mit dem Westen aufkündigen würde? Was wäre denn, wenn Rußland mit einem Stopp der Lieferungen durch Nord Stream 1 und andere Routen reagieren würde?“

Jürgen Flauger, Volkswirt, im „Handelsblatt“ am 21. September





„Was mir imponiert, ist die Unverfrorenheit, mit der Deutschlands Linke Donald Trump kritisiert und für sich ein ‘Deutschland first’ bei den Flüchtlingen reklamiert. Was wollen sie – Europa in die Luft blasen?“

Ulrich Reitz, ehemaliger Chefredaktuer der „WAZ“, auf „Focus-Online“ am 21. September





„Es gibt eine Konformitätssehnsucht, eine Sehnsucht zum Mainstream zu gehören. Das paßt eher nicht zu einer Demokratie, das paßt nicht zum Leitbild einer pluralistischen Gesellschaft. Wir brauchen die Oppositionsmöglichkeit und die Artikulation einer solchen.“

Udo Di Fabio, Richter beim Bundesverfassungsgericht a.D., in „Steingarts Morning Briefing“ am 22. September