© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Komm einfach vorbei
Sexualpädagogik: Wie die Homo-Lobby offensiv um Jugendliche wirbt / „Schule der Vielfalt“, Teil 2
Hinrich Rohbohm

Die sogenannte Schule der Vielfalt hat in den vergangenen Jahren ein weit verzweigtes Netzwerk aufgebaut (JF 39/20), dessen Grundlagen auf der äußerst fragwürdigen sogenannten neoemanzipatorischen Sexualpädagogik des Psychoanalytikers Wilhelm Reich beruhen. Seine Ideen wurden vor allem von dem wegen seiner aktiven Förderung von Pädosexualität in die Kritik geratenen Helmut Kentler, dem Sexualpädagogen Uwe Sielert sowie der Erziehungs- und „Genderwissenschaftlerin“ Elisabeth Tuider übernommen und bestimmen über das Institut für Sexualpädagogik sowie Tuiders Buch „Sexualpädagogik der Vielfalt“ maßgeblich das Konzept des „Schule-der-Vielfalt“-Netzwerks.

Über ein sogenanntes Bundesnetzwerk wirkt dieses Konzept jedoch nicht etwa nur in Nordrhein-Westfalen, sondern erstreckt sich mit Hilfe zahlreicher, dezentral organisierter Untervereine über die gesamte Bundesrepublik und kassiert Fördergelder aus Finanzmitteln der Bundesländer und Kommunen.  Angesiedelt ist das Bundesnetzwerk beim 2014 in Göttingen ins Leben gerufenen Verein Queere Bildung e.V., der sich selbst als „Bundesverband für Bildungs-und Aufklärungsarbeit“ bezeichnet, jährlich ein „Bundesvernetzungstreffen“ durchführt und damit eine Art Koordinierungsfunktion innehat. 

Eigenen Angaben zufolge sind bei „Queere Bildung“ inzwischen mehr als 50 Projekte miteinander vernetzt. Über 600 sogenannte „Teamer_innen“, die in der Regel alle aus der Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Bewegung (LGBT) stammen, betreiben auf diese Weise bundesweit „Wissensvermittlung“ an den Schulen, wie sie es selbst nennen.

Das Ziel: Die „Aufklärungs- und Bildungsarbeit“ zu „professionalisieren.“ Anders ausgedrückt: Der Verein möchte zusätzliche hauptamtliche Stellen für seine Arbeit schaffen. Finanziert durch Steuergelder, versteht sich. Rein ehrenamtlich läuft das Ganze schon jetzt nicht mehr. Ein Beispiel ist das „Aufklärungsprojekt München“. Derzeit sucht man hier einen Projektleiter. Arbeitszeit 19,5 Stunden, unbefristet. Allein schon diese Initiative ist mit ihren „queeren“ Ideen bereits an 45 Schulen zu Gast gewesen. An Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen ebenso wie an Wirtschaftsschulen, Gesamtschulen und Fachoberschulen.

„Als ein bißchen zu penetrant empfunden“

Wir hören uns an einigen dieser Schulen um, wollen von den Schülern selbst wissen, wie sich diese „Aufklärungsarbeit“ abspielt und welchen Eindruck sie davon bekommen hatten. Ein sensibles, weil intimes Thema. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, mit ihnen über das zu reden, was die selbsternannten „Teamer_innen“ ihnen vermitteln und was sie davon halten. Nur wenige wollen darüber sprechen. Einer von ihnen ist der 15 Jahre alte Tim (Name geändert), dessen Münchner Schule wir auf seinen Wunsch hin nicht nennen sollen. „Die meisten fanden es ja zu Anfang ganz witzig, darüber zu reden“, beginnt er zu erzählen. Aber: „Im Laufe der Zeit bekam ich immer stärker das Gefühl, daß über Homosexualität und all die anderen Formen nicht aufgeklärt, sondern aggressiv geworben wird. Wer dem ablehnend gegenüberstand, dem wurde ein schlechtes Gewissen eingetrichtert.“ 

Ein Eindruck, der auch bei seiner ebenfalls 15jährigen Mitschülerin Marie (Name geändert) aufgekommen war. „Mädels wurden da immer wieder auf JuLes hingewiesen und daß man da doch unbedingt mal vorbeischauen solle. Alle seien ganz locker und man könne viel über seine eigene Identität und über Toleranz lernen.“ Bei JuLes handelt es sich um eine „Freizeitgruppe“ des Vereins „Diversity“ München, der seinen Sitz in lukrativer Lage im Zentrum von München hat, nur wenige hundert Meter vom Viktualienmarkt entfernt. Seine Zielgruppe: Lesbische und bisexuelle Mädchen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren. „Egal ob du lesbisch, bisexuell, dir noch nicht ganz sicher oder auch einfach nur neugierig bist – bei uns hast du die Möglichkeit, viele neue Leute in deinem Alter kennenzulernen“, wirbt die Gruppe um Interessenten. „Neugierig? Dann komm einfach vorbei“, heißt es auf der Homepage von „Diversity“ weiter.

Komm einfach vorbei. „Dieser Satz ist auffällig oft gefallen“, erinnert sich Marie, die das als „ein wenig zu penetrant“ empfunden hatte. Sollen hier gar minderjährige Schülerinnen für Gruppen der LGBT-Szene geworben werden? Wir sehen uns im Umfeld von „Diversity“ etwas genauer um. Und müssen feststellen: Der Vereinssitz in der Blumenstraße befindet sich in einem regelrechten Zentrum der LGBT-Szene, die sich hier eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Infrastruktur aufgebaut hat.

Aus den Fenstern der „Diversity“-Geschäftsstelle im ersten Stock hängen Regenbogen-Fahnen. Im Nachbargebäude befindet sich das Schwule Kommunikations-und Kulturzentrum. Wieder ein Gebäude weiter existiert ein „Checkpoint“ für HIV-Tests und solche auf sexuell übertragbare Infektionen (STI). Eine „Therapeutische Wohngemeinschaft logiert hier ebenso wie mehrere Praxen von Psychotherapeuten, Schwulenbars und Schwulendiskotheken. Selbst die Ampelmännchen an den Fußübergängen sind als zwei Männer oder zwei Frauen gekennzeichnet.

„Diversity“ selbst beheimatet auch ein „LesBiSchwules Jugendzentrum“. Eingang um die Ecke im Hof. Dort gibt es weitere Angebote für „neugierige“ Minderjährige. Etwa die Gruppe „frienTS“ – für Transsexuelle ab 14 Jahren. Oder „Youngsters“, für „schwule, bisexuelle und neugierige Jungs bis 19 Jahre.“ 

Selbst für „Geflüchtete“ existiert eine eigene LGBT-Gruppe. Um das Ganze weiter zu fördern, kann man die „LesBiSchwule und Trans* Jugendorganisation Münchens auch als Mitglied oder mit einer Spende unterstützen, wirbt „Diversity“ auf seinen Seiten weiter. 

Der 2008 verstorbene Helmut Kentler hätte an diesen „Angeboten“ wohl seine wahre Freude gehabt.