© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Grüße aus dem Vatikan
Heilige Katastrophe
Paola Bernardi

Die Sonne sticht, die römische Hitze treibt die Zahl der überschaubaren Touristen in die Kirchen der ewigen Stadt, um Kühlung zu finden. Gebannt schauen diese auf die kostbare Innenausstattung, auf die goldstrotzenden Heiligenbilder und Statuen. Im fast leeren Petersdom erleben sie nun die Mächtigkeit dieser größten Kirche der Christenheit in allem Prunk. 

Doch die Corona-Pandemie hat auch den Vatikan, dieses Herz des Christentums, sehr weltlich, nämlich finanziell, erschüttert. Mögen auch die Augen in Gold und Silber schwelgen, dennoch sind fast 45 Prozent der Gesamteinnahmen in Höhe von rund 24 Millionen Euro ganz profan weggebrochen, weil die vatikanischen Museen seit 8. März geschlossen bleiben mußten. 

Jährlich waren es über fünf Millionen Besucher, die durch die Gemächer der Museen eilten. Und die Spenden bleiben in diesen schweren Zeiten auch aus. Eine heilige Katastrophe, wie der vatikanische Verantwortliche für die Finanzen, Juan Antonio Guerrero Alves erklärte Der Vatikan kann nicht auf Außenhilfe wie ganz Europa hoffen – weder von der EU, noch vom Weltwährungsfonds, noch von der Weltbank.

Auch in der Schweiz wurden verdeckte Konten des Vatikans entdeckt.

Dabei gab es gerade vorher den Skandal einer Investment-Affäre in London, die von einem italienischen Finanzmakler für den Vatikan eingefädelt wurde. Ein Immobiliendeal im feinen Londoner Stadtviertel Chelsea endete mit hohem Verlust für den Vatikan, der Makler kam hinter Gitter. 

Auch in der Schweiz wurden verdeckte Konten des Vatikans entdeckt. Es geht dabei um Kapitalanlagen des Staatssekretariats. Deshalb holte der Heilige Stuhl nun einen Finanzexperten von außen, von einer internationalen Beratungsfirma. 

Neuer Generalsekretär des vatikanischen Wirtschaftssekretariats ist seit August der spanische Ökonom Maximino Caballero Ledo, der zuvor beim US-Pharmaindustrie- und Medizintechnik-Unternehmen Baxter Healthcare Inc. gearbeitet hatte. Und in all diese finanziellen Trubel kommen nun auch noch die Verluste aufgrund der Pandemie, die den Heiligen Stuhl noch tiefer in die roten Zahlen rutschen läßt. Papst Franziskus, wie schon der erwählte Name des Heiligen besagt, ist nun noch stärker auf Sparkurs ausgerichtet. Dabei sind die Gehälter der 4.000 Angestellten im Vatikan eh schon niedrig. Dort arbeitet man mehr für Prestige und Seelenheil als für ein eigenes Sparkonto.