© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Es herrscht ein starkes Mißtrauen
Ergebnisse der JF-Corona-Umfrage: Die Leser beklagen die Einschränkung der Bürgerrechte, auch die Maßnahmen angesichts wachsender Coronazahlen finden wenig Anklang
Martina Meckelein

Der richtige Umgang mit dem Coronavirus und seine Bekämpfung spalten die Wissenschaft. Dieser Disput und das Agieren der Politiker treibt einen Keil durch die Gesellschaft. Nicht nur in Deutschland und Europa, weltweit entflammen heiße Debatten um die richtige Vorgehensweise, einen Virus einzuhegen, über dessen tödliche Gefährlichkeit, so scheint es, niemand genaue Aussagen treffen kann oder will. 

Doch wie können wir Bürger nicht nur mit den widersprüchlichen Aussagen der Mediziner und Politiker leben, sondern auch mit diesem vermaledeiten Virus und seinen Auswirkungen? Welche Auswirkungen hat er auf unser Leben?

 In der Ausgabe 36/20 vom 28. August fragte die JUNGE FREIHEIT ihre Leser nach ihrer Meinung und bat um Antworten. 2.616 JF-Leser beteiligten sich an der Corona-Umfrage.

Anfang September ergab eine Umfrage der Meinungsforscher von Insa im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT, daß eine deutliche Mehrheit der Deutschen von 63 Prozent die These verneine, die Gefahren, die vom Coronavirus ausgehen, würden von den verantwortlichen Stellen übertrieben dargestellt werden (JF 37/20).

Frauen übertreffen die Ansichten der Männer

Die aktuelle JF-Umfrage unter Lesern zeichnet ein anderes Bild. Ihr zufolge mißtrauen 76 Prozent der Ansicht von Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden, daß die Bevölkerung die umfangreichen Schutzregeln gegen die Corona-Pandemie strikt einhalten müsse. 

Während hier 78 Prozent der Männer  ihr Mißtrauen ausdrücken, erklärten gar 84 Prozent der Frauen ihren Unmut. Von der Generation der bis 29jährigen verneinten 71 Prozent die umfangreichen Schutzregeln der Bundesregierung. Bei den 30- bis 59jährigen sind es 84 Prozent und bei den 60- bis 99jährigen sind es 75 Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen Ost (81 Prozent Ablehnung) und West (65 Prozent). 

75 Prozent der JF-Leser favorisieren den Weg Schwedens, und 67 Prozent teilen die Ansicht, daß die Covid-19-Erkrankung nicht gefährlicher sei als eine Grippe, die umfangreichen Einschränkungen daher unnötig seien. 

Die Mehrheit von 87 Prozent hat zudem den Eindruck, daß Corona mißbraucht wird, um Bürgerrechte einzuschränken. 

Vor diesem Hintergrund drückten   88 Prozent der Männer ihren Unmut über die Entwicklungen aus, sogar 91  Prozent der Frauen fürchten um ihre Bürgerrechte. Von der Generation der bis 29jährigen sprechen 79 Prozent von der Einschränkung ihrer Bürgerrechte duch die Corona-Politik. Bei den 30- bis 59jährigen sind es 90 Prozent und bei den 60- bis 99jährigen 86 Prozent Prozent. Unterschiede gibt es auch in dieser Frage erneut zwischen Ost und West. In den neuen Ländern sorgen sich 89 Prozent um ihre Rechte und im Westen 73 Prozent.  

Einheit zwischen Ost und West

83 Prozent haben weder in ihrer Familie oder im Bekanntenkreis jemanden, der an Covid-19 erkrankt war. Lediglich 23 Prozent der JF-Leser haben Vertrauen in den Sachverstand der deutschen Gesundheitsbehörden und ihrer Fachleute beim Robert-Koch-Institut (RKI) und anderen. Auch hier gibt es kleine Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Jung und Alt. Bei den Männern ist das Zutrauen gegenüber dem Sachverstand des RKI & Co. mit 29 Prozent höher angesiedelt als bei den Frauen (14 Prozent). Ein weitaus größeres Vertrauen haben hingegen die bis 29jährigen. 45 Prozent verlassen sich auf das Robert-Koch-Institut. Bei den 30- bis 59jährigen halbiert sich die Zustimmung (20 Prozent), während sie bei den JF-Lesern ab 60 Jahren mit 23 Prozent wieder etwas steigt. 

Überraschenderweise gibt es bei dieser Einschätzung keine Unterschiede  zwischen Ost und West. Im Westen vertrauen 23 Prozent und mißtrauen 74 Prozent dem Sachverstand der deutschen Gesundheitsbehörden und deren Zweigstellen. Im Osten Deutschlands ist das Mißtrauen gegenüber den Behörden mit 22 zu 75 Prozent praktisch gleich ausgeprägt.  

(Grafiken siehe PDF)