© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/20 / 25. September 2020

Blick in die Medien
True Crime auf Youtube
Gil Barkei

True Crime ist zu einem crossmedialen Trend geworden. Nachdem Podcasts (JF 6/20) dem Genre zu neuen Höhenflügen verholfen haben, ziehen einige Printmedien nun nach. So haben beispielsweise Focus und die Funke-Medien mit Echte Verbrechen und Akte NRW eigene True-Crime-Magazine auf den Markt gebracht. Auch mehrere Youtuber haben die Anziehungskraft echter Verbrechen auf Teile der Gesellschaft erkannt. Das Kriminellen-Milieu erreicht so – angeheizt von deutschem Gangsterrap und Clanserien – zunehmend junge Online-Zuschauer. 

Manche Zuschauer könnten eine Gewisse Faszination für das Milieu entwickeln.

Auf die „Hoods“ in deutschen und europäischen Großstädten hat sich Max Cameo (187.000 Abonnenten) spezialisiert. Zusammen mit einstigen oder aktuellen Größen spaziert der Musiker und Tätowierer, der auch von seiner Zeit im Rotlichtmilieu berichtet, durch Problemviertel und läßt Bewohner zu Wort kommen. Dabei werden Abgründe deutlich gezeigt, die teuren Autos und Markenklamotten dürften aber auch eine gewisse verklärende Faszination bei manchen Zuschauern auslösen. Und eines wird in Berlin, Paris, Amsterdam und London klar: die Schattenwelt wird längst von Ausländern aus dem afrikanischen, türkischen und arabischen Raum kontrolliert. 

Einblicke in eine gegensätzliche Welt, die doch viele Parallelen aufweist, bietet der frühere Nazi und Motorradclubanführer Philip Schlaffer auf seinem Kanal „Ex –Rechte Rotlicht Rocker“ (75.500 Abonnenten). In Live-Streams und Reactionvideos (JF 25/20) spricht der Norddeutsche über seine Zeit als „multikrimineller“ Rechtsextremist und warnt als Geschäftsführer der Aussteigerinitiative Extremislos e.V. junge Leute vor der radikalen Szene. Auch Maximilian Pollux möchte mit seinem Projekt SichtWaisen e.V. verhindern, daß Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten. Auf seinem Youtube-Kanal (83.800 Abonnenten) redet er über seine zehnjährige Haftstrafe und die Taten, die ihn in den Knast gebracht haben.