© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Grüße aus Reykjavík
Projekt Hoffnung
Auðunn Arnórsson

Autos aus Island? Wieso nicht. Die isländisch-grönländische Zusammenarbeit bei der ersten Verkehrsanbindung Grönlands an Land macht’s möglich. In diesem Sommer hat der Bau von Grönlands erster Landstraße begonnen. Die anfangs einspurige Schotterpiste soll die nördliche Küstenstadt Sisimiut mit dem 150 Kilometer entfernten Flughafen Kangerlussuaq verbinden. 

Die Einheimischen verbinden mit dem Projekt Hoffnungen auf wirtschaftlichen Aufschwung. Doch auch im benachbarten Island freut man sich, denn eine von einer isländischen Firma entwickelte Transportlösung („Roadless Rapid Transport“) auf der neuen „Arctic Circle Road“ soll in Grönland zum Einsatz kommen. 

Der „Superjeep-Bus“ des isländischen Start-up-Herstellers Ísar wurde dafür konzipiert. 

Der Flughafen Kangerlussuaq, ehemals bekannt unter seinem dänischen Namen Søndre Strømfjord, ist vom amerikanischen Militär im Zweiten Weltkrieg angelegt worden und gilt als Grönlands bester Flughafen. Sein Problem ist allerdings, daß er weit von allen bewohnten Orten Grönlands gelegen ist, am Ende des 200 Kilometer langen Kangerlussuaq-Fjords. Die nächstgelegene größere Ortschaft ist das Hafenstädtchen Sisimiut, mit 5.500 Einwohnern. 

Zur Orientierung: Sisimiut liegt etwa 320 Kilometer nördlich der grönländischen Hauptstadt Nuuk, an der Westküste der Riesengletscherinsel, die immer noch zum dänischen Königreich gehört, jedoch über weitgehende Selbstverwaltungsrechte verfügt. 

Seit Jahrzehnten hat man an Plänen geschmiedet, eine Landverbindung durch dieses unwegsame, wilde Gelände am Polarkreis – großteils Naturschutzgebiet – zu erstellen. Seit diesem Sommer 2020 ist es endlich soweit: Die Kommune Qeqqata, zu der Sisimiut gehört, hat im Mai den Bau des „Arctic Circle Road“ ausgeschrieben. Bis zu 67 Millionen Euro, wollen die grönländischen Behörden für das Projekt bereitstellen. 

Die anfangs als einspurige Schotterpiste gebaute erste grönländische Landstraße soll im Sommer 2021 befahrbar sein – mit dem speziell für dieses Projekt gebauten „Superjeep-Bus“ des isländischen Startup-Herstellers Ísar. 

Diese Sonderfahrzeuge fahren auf 46-Zoll-Reifen, und sollen bis zu 23 Fahrgäste befördern können, plus Fracht, im Sommer wie im Winter. Angetrieben werden  sollen sie mit „Vulcanol“, einem erneuerbaren Methanol-Treibstoff, produziert aus CO2 durch Kohlenstoffabscheidung im Werk von CRI, Carbon Recycling International in Island.