© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Blick in die Medien
Im Netz aus CDU & ARD
Tobias Dahlbrügge

Reise nach Jerusalem in der Anstalt ARD: Der bisherige Vizechef des Hauptstadtstudios, Oliver Köhr, wird Chefredakteur, der Unterhaltungschef Thomas Schreiber wird Geschäftsführer der Filmtochter Degeto. Und der Programmdirektor Volker Herres geht vorzeitig in Rente. Damit wird sein Stuhl frei für die bisherige Degeto-Chefin Christine Strobl.

Die 49jährige ist die älteste Tochter von Wolfgang Schäuble und Ehefrau des baden-württembergischen Innenministers (CDU). Die Juristin verantwortete bislang die Fernsehfilme wie „Aufbruch ins Ungewisse“ (JF 7/18), ein volkserzieherisches Kitschstück über weiße Europäer, die nach Afrika flüchten müssen. Nicht nur die AfD sprach damals wegen Strobls­ familiärer CDU-Vernetzung von „Staatsfunk“ – auch die Bild schrieb: „Schäubles Tochter füllt unser TV-Programm.“

Strobl will sich auf Filme und nicht auf journalistische Formate konzentrieren.

Strobl will sich auch künftig mehr den Filmen als den journalistischen Formaten widmen, dafür hat sie ihren neuen Chefredakteur Köhr. Der 44jährige kommt ursprünglich vom MDR. Im April fiel er auf, weil er in einem „Tagesthemen“-Kommentar ungewöhnlich scharf mit Merkels Lockdown-Politik abrechnete. Er nannte ihre Ablehnung von „Öffnungs-Diskussionsorgien“ (O-Ton Merkel) wörtlich „gelinde gesagt unverschämt, weniger gelinde gesagt: anmaßend“. Köhr übernimmt seinen neuen Posten von Rainald Becker, der im kommenden Jahr die Berichterstattung zur Bundestagswahl managen soll.

Das Sagen über sämtliche Inhalte hat jedoch Strobl. Um Kritikern ihrer Machtfülle, die eine Verflechtung mit der CDU-Politik befürchten, den Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte sie ihrem alten Haussender SWR: „Ich beobachte Politik gerne. Ich habe auch wahnsinnig viele Gedanken dazu, aber ich will Politik nicht selber gestalten.“

Das wäre auch besser so. Viele Augen werden ihre Entscheidungen genau verfolgen.