© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Der banalisierte Journalismus möge fortleben im Netz
Konsequenzen der „Abo-Kalypse“
(dg)

Die Stimmung in der Zeitungsbranche ist etwa so schlecht wie die Meldung über ihre finanzielle Lage.“ Das sei an Einbrüchen der An-zeigeneinnahmen genauso zu studieren wie an der „Abo-Kalypse“, den steigenden Zahlen der Abo-Kündigungen. Der Publizist Rudolf Walther sieht mit dieser Entwicklung die Prophezeiung bestätigt, die Karl-Heinz Ruch, der langjährige Geschäftsführer des linksgrünen Zentralorgans taz, das 2022 seine Printausgabe einstellt, bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand wagte: „Das Zeitalter der gedruckten Zeitung ist zu Ende, der Journalismus lebt weiter im Netz“ (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 9/2020). Am Beispiel der britischen Blätter Guardian, das seine Printausgabe seit 2017 digital ergänzt, und Independent, die ihre einstellt und ganz auf digital umstellte, würde der Preis für das „Weiterleben“ schon erschreckend sichtbar. Positive wirtschaftliche Effekte seien nur durch Wachstum im digitalen Anzeigengeschäft und durch Lohnsenkungen für die Restbelegschaften erzielt worden. Mit „publizistischer Qualitätssicherung“ habe das nichts zu tun, wie die Banalisierung und Boulevardisierung beweise, die beim Guardian auch das Niveau der Printausgabe drücke. Da Printleser zudem länger und aufmerksamer lesen und politisch besser informiert seien, verheiße die journalistische Flucht ins Digitale nichts Gutes für eine funktionierende Demokratie. 


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