© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Meldungen

Dekonstruktionen des Wikinger-Mythos

NEW YORK. Der Mythos von den Wikingern, welche die mittelalterliche Kultur Europas in der Zeit zwischen 800 und 1050 in entscheidendem Maße mit prägten, ist heute eine der beliebtesten Zielscheiben von „Dekonstruierern“. Das belegen Studien wie die des Forscherteams um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen. Das will anhand seiner DNA-Untersuchungen an den Überresten von 442 angeblichen Wikingern aus Gräbern im Raum zwischen Grönland und der Ukraine herausgefunden haben, daß die der Überlieferung nach aus Skandinavien stammenden blonden „Nordmänner“ in Wirklichkeit dunkelhaarige Menschen baltischer, britischer, nahöstlicher und asiatischer Herkunft gewesen seien (Online-Ausgabe von Nature vom 16. September 2020). Inwieweit diese 442 Personen eine statistisch repräsentative Menge darstellen, wird dabei allerdings ebensowenig diskutiert wie die Frage, ob jemand, der seinerzeit im Machtbereich der Wikinger bestattet wurde, tatsächlich stets einen Wikinger-Hintergrund gehabt hatte. (ts)

 www.nature.com





Hohe Alphabetisierung im frühen Judenstaat

SAN FRANCISCO. Die ältesten Teile der Bibel sollen im 7. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein – also in einer Epoche, in der es nur wenige Schriftkundige gab. So lautet zumindest die geltende Lehrmeinung. Diese wird nun allerdings durch die Untersuchungen von israelischen Wissenschaftlern unter Israel Finkelstein vom Archäologischen Institut der Universität Tel Aviv und der forensischen Handschriftexpertin Yana Gerber erschüttert. Bei der Analyse von 18 beschrifteten Scherben aus der Zeit vor 600 v. Chr., die in einem abgelegenen kleinen judaischen Militärstützpunkt bei Tel Arad in der Negev-Wüste gefunden worden waren, stellte sich heraus, daß die Kurztexte auf den Ostraka von insgesamt zwölf Verfassern stammen (Online-Journal PlosOne vom 19. September 2020). Wenn aber selbst einfache Soldaten in einem derartigen Ausmaß schreiben und lesen konnten, dann muß der Alphabetisierungsgrad im Königreich Juda im 7. Jahrhundert v. Chr. deutlich höher gewesen sein, als bislang angenommen. (ts)

 www.journals.plos.org





Erste Sätze

Das Bild eines Menschenlebens, das durch Grabhügel und Kreuz verdeckt ist, wieder in die Wirklichkeit zu rufen, wird immer schwer sein.

Theodor Schiemann: Viktor Hehn. Ein Lebensbild, Stuttgart 1894





Historisches Kalenderblatt

2. Oktober 1845: Im Hamerton-Vertrag zwischen Großbritannien und dem Oman muß sich Sultan Said ibn Sultan verpflichen, den Sklavenhandel zu beenden. Im Gegenzug werden ihm volle Souveränität und die Besitzansprüche von Somalia bis Sansibar zuerkannt.