© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Umwelt
Völlig durchlässig
Paul Leonhard

Daß Wild in Städte und auf Agrarland vordringt, freut die Hersteller von Elektrozäunen. Ihr Produkt sei „fest, stabil und eine echte Hürde“. Die sucht auch Konstantin Börner. Denn ein „saustarker“ Zaun rund um den Fundort von Wildschweinen, die der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zum Opfer gefallen sind, sei der beste Schutz vor der weiteren Ausbreitung der Seuche, so der Wildbiologe vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Doch die mobilen Weidezäune, die um die ASP-Fundstellen errichtet wurden, seien durchlässig, kritisiert Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Jagdverbandes Brandenburg. Landesgesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) gab zu, daß die Auftragsvergabe durch die Kreise und die Zusammenarbeit mit Polen „nicht so richtig gut funktioniert“ habe.

Die Afrikanische Schweinepest kennt keine Schutzgebiete oder Grenzen.

Der Plan, jeweils einen Zaun auf polnischer und deutscher Seite als Präventionsmaßnahme zu errichten, war im Juli – zwei Monate vor dem ersten ASP-Fall in Brandenburg – gescheitert. Stattdessen wurde bis zur Agrarministerkonferenz am 25. September darüber gestritten, wer in Deutschland die Kosten trägt: Das sei Ländersache, argumentierte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). „Das Virus kennt keine Kreis- oder Ländergrenzen“, warnt Volker Böhning, Chef des Deutschen Jagdverbandes. China, Japan und Südkorea haben schon vor zwei Wochen den Schweinefleischimport aus Deutschland untersagt (JF 39/20), denn ASP kann sich auch bei Mastschweinen ausbreiten. Wellershoff findet es absurd, daß im Naturschutzgebiet Lieberoser Heide – unweit des ASP-Ausbruchs – die Jagd untersagt sei. Er fordert auch die Sperrung der Wildbrücken über die Autobahnen. In Ostbrandenburg, wo bis vorige Woche 32 ASP-Fälle nachgewiesen wurden, wird immerhin mit Drohnen, Hubschraubern und Suchtrupps nach weiteren ASP-Kadavern gesucht.