© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/20 / 02. Oktober 2020

Kabinenklatsch
Die Zeichen stehen auf Desaster
Ronald Berthold

Donnerwetter, was ist denn da los? Schon nach zwei Spieltagen bietet die Bundesliga mehr Stoff für Tratsch als vergangenes Jahr nach der Hinrunde. Gut, daß Augsburg und Hoffenheim die Tabelle anführen, kann nach so kurzer Zeit passieren. Aber die beiden stehen verdient oben: Sie haben Dortmund und Bayern geschlagen.

Daß die beiden Spitzenklubs nun schon jeweils eine Niederlage kassiert haben, darauf durften wir 2019/20 sieben Spieltage warten. Und da wurden die Münchner noch vom unglücklichen Niko Kovac trainiert, der dann später seinen Hut nehmen mußte. Als Hansi Flick übernahm, verloren die Bayern überhaupt nicht mehr – weder in der Champions League noch im DFB-Pokal, schon gar nicht in der Liga und auch nicht im europäischen Supercup-Endspiel.

Beim de facto insolventen FC Schalke paßt es derzeit hinten und vorne nicht.

Die deutliche 1:4-Klatsche bei den von einem gewissen Hoeneß – nicht Uli, sondern dessen Neffe Sebastian – trainierten Hoffenheimern gerät aber fast in den Hintergrund, wenn wir auf zwei andere Trainer schauen. Denn das, was Niko Kovac nach zehn Spieltagen widerfuhr, geschah David Wagner und Achim Beierlorzer nun schon nach zwei Runden: achtkantiger Rauswurf.

Daß beim einst als „Mini-Klopp“ gefeierten Wagner die Betonung eher auf „Mini“ denn auf „Klopp“ liegt, war schon nach der Rückrunde klar: 16 Spiele am Stück nicht gewonnen und nur neun Tore erzielt. Beim de facto insolventen FC Schalke paßt nichts. Nun legten die Gelsenkirchener noch den schlechtesten Saisonstart aller Klubs in der Bundesliga-Historie hin. Auch ohne Geld war es überfällig, den Trauzeugen von „Kloppo“ zu feuern. Sonst hätte man die Mannschaft gleich abmelden können.

Aber daß sich Mainz in dieselbe Spur begibt, hätte vor drei Wochen niemand geglaubt. Die zwei Niederlagen gaben nicht den Ausschlag. Vielmehr haben hier die Spieler ihren Trainer gefeuert. Ein völlig zerrüttetes Verhältnis sowie buchstäbliche Arbeits- und Trainingsverweigerung ließen dem Klub keine andere Wahl. Mainz dürfte sich leichter wieder aufrappeln. Für Schalke dagegen stehen die Zeichen auf Desaster.