© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/20 / 09. Oktober 2020

Blick in die Medien
Der Neue ist da
Tobias Dahlbrügge

Die Inhalte des verblichenen Spiegel-Ablegers Bento sind schnell zusammengefaßt: Trump böse, AfD böse, Atomkraft böse, Grüne lieb. Offenbar hat die angepeilte Zielgruppe der unter 30jährigen urbanen Jungakademiker dieses Angebot nicht goutiert. Darum zeigt sich der Nachfolger deutlich ziviler. „Spiegel Start“ heißt der neue Online-Sproß für dieselbe Lesergruppe. Vordergründig kommt Start als reiner Karriere-Ratgeber daher: Es geht um Berufswahl, Bewerbung und Bezüge. „Wir wollen Menschen vom Schulabschluß bis in den ersten Job begleiten“, erklärt Teamleiterin Sophia Schirmer gegenüber kress pro.

Anders als Bento ist Start kein eigenständiges Projekt, sondern in das Ressort „Job + Karriere“ eingebunden. Zu den festen Rubriken zählen auch die Erfahrungsberichte „Mein erstes Jahr im Job“ und der Kummerkasten „Dürfen die das?“ über ungerechte Chefs und Profs.

Geschäftsziel ist die Bindung junger Leser an das Bezahlmodell Spiegel+.

Neben der Online-Ausgabe soll es aber auch eine gedruckte Beilage geben, die noch von der Bento-Redaktion fabriziert wurde und zukünftig vierteljährlich an Unis verteilt werden soll. Ganz ohne Propaganda geht’s also doch nicht. An den einschlägigen Hochschul-Fakultäten macht das aber auch nichts mehr aus. Schirmer sagt: „Studium und erster Job beeinflussen und formen, aber natürlich auch das Leben drumherum. Auch diese Themen sollen künftig noch mehr Platz im Spiegel finden, als Ergänzung und Mehrwert für Menschen unter 30.“

Das Geschäftsziel ist langfristig die Bindung junger Leser an das Bezahlmodell Spiegel+. Doch vorerst will man die scheue Zielgruppe nicht verschrecken: „Spiegel Start“ ist momentan noch vollständig ohne Bezahlschranken zugänglich. Das Ganze ist Teil einer groß angelegten Strategie zur Gewinnung von unter Dreißigjährigen.

Fraglich, ob sich Twens außerhalb der Akademiker-Welt und des öffentlichen Dienstes – zum Beispiel im Handwerk – für das Angebot interessieren.