© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Debakel für die FPÖ bei der Wiener Gemeinderatswahl
Geflüchtete im Wartesaal
Andreas Unterberger

Seltsames Ergebnis der Wiener Gemeindewahl: Rot wie Grün bekommen – bei fast gleichviel Wahlberechtigten – deutlich weniger Stimmen als zuletzt, aber mehr Prozente und Mandate. Sie könnten daher weiterregieren, wenn die SPÖ nicht zu den besonders pflegeleichten Linksliberalen wechselt. Einzige Partei mit echten und großen Stimmengewinnen ist die konservativ-christdemokratische Volkspartei, die auf klarem Anti-Migrationskurs fährt. Sie hat freilich Wiener Lokalthemen ignoriert und sich nur auf die Strahlkraft von Sebastian Kurz verlassen.

Sonst hätte sie wohl noch besser reüssiert. Der größte Wahlsieger aber sind die Nichtwähler. Weniger eine Folge von Corona, sondern der Massenflucht weg von der FPÖ. Diese hatte beim letzten Mal über 30 Prozent – diesmal aber nur ein Viertel davon. Und ihr Ex-Chef Strache, der Schuldige am FPÖ-Absturz, ist mit einer eigenen Konkurrenzliste gar an der Fünf-Prozent-Klausel gescheitert. Er ist damit endgültig am Ende. Der starke Nichtwähleranteil ist die einzig gute Nachricht für die Blauen: Die meisten Geflüchteten sitzen im Wartesaal, sind dort also theoretisch wieder abzuholen, der zweitgrößte Teil ist zur ÖVP gegangen und nur recht wenige zur SPÖ – aber immer noch mehr als zu Strache.






Dr. Andreas Unterberger war 14 Jahre Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung und bloggt unter www.andreas-unterberger.at.