© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Umwelt
Ripper des Darknets
Martina Meckelein

Abgeschnittene Ohren, verstümmelte Genitalien und ausgestochene Augen – so liegen die Pferdekadaver auf den Weiden. Was wie ein Horrorfilm klingt, ist seit Jahresanfang Realität in Frankreich. 30 Tiere wurden bislang Opfer der Unbekannten. Reiterhöfe rüsten dagegen mit Technik auf. Die Polizei ermittelt und vermutet, daß es sich um Darknet-Challenges handeln könnte. Die Täter wetteifern wahrscheinlich im anonymen „Dunkelnetz“ darum, wer die meisten Rösser massakriert. Als Beweis und Trophäe würden sie dann das rechte Ohr abschneiden. Im münsterländischen Dorsten wurde Mitte September ein Pferd tot auf der Weide entdeckt – ebenfalls fehlte hier das rechte Ohr. Auch in Thüringen wurden seit Anfang des Jahres mehrere Pferde bestialisch abgeschlachtet.

Perverse machen Jagd auf Pferde, und die Kriminal­polizei ermittelt auf Hochtouren.

„Vor 14 Tagen wurden in Cospeda fünf schwerverletzte Tiere auf der Weide entdeckt“, sagt Hauptkommissar Daniel Müller von der Landespolizeiinspektion Jena gegenüber JUNGEN FREIHEIT. „Die Tiere hatten mehrere verschiedene Stich- und Schnittverletzungen. Der oder die Täter sind flüchtig. Am 6. Oktober hatten wir den letzten Fall im Weimarer Land, das Tier ist tot.“ Allerdings wurde keinem Pferd ein Ohr abgeschnitten. Die Polizei läßt die Kadaver in der Rechtsmedizin in Jena untersuchen. „Wir brauchen Aufschluß über die Tatwaffen und ob die Tiere vorher sediert wurden. Außerdem fließen Erkenntnisse aus mehreren Arbeitsgruppen des Landeskriminalamtes zusammen“, so Müller. Das ist keine übertriebene Vorsicht oder falsch verstandene Tierliebe. „Es geht hier offenbar um eine sadistisch-sexuelle Perversion“, warnte die Psychologin Christa Roth-Sackmann im MDR. Wie weit diese Perversionen gehen können, erlebte Deutschland vor mehr als fünf Jahrzehnten: Die Kindermörder Jürgen Bartsch (Wuppertal) wie auch Erwin Hagedorn (Eberswalde) fielen früh als Tierquäler auf.