© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/20 / 16. Oktober 2020

Leserbriefe

Zu: „Trump räumt ab“ von Thomas Kirchner, JF 42/20

Im Amt von keinem Krieg belastet

Die Bösartigkeiten der deutschen Leitmedien in Wort und Bild über Präsident Donald Trump sind aus meiner Sicht vor allem Hetze und Propaganda. Von Präsident Trump kann man halten, was man will – seine Amtszeit ist von keinem Krieg belastet, wie dies bei seinen Vorgängern mit demokratie- und menschenrechtsverzierten Tarnkappen gang und gäbe war. Bei deren politisch wie medial abgenickten weltweiten „Interventionen“ mit Millionen Toten: Wer hat sich da aufgeregt? War ja alles für Demokratie und Menschenrechte – was für ein Zynismus und was für eine Scheinmoral! Sein Plan, Linksradikale als Terroristen einzustufen, spricht weiter für ihn, im Gegensatz zu deutscher Heuchelei und Intoleranz. Zu den deutschen Mainstream-Medien sagte Michail Gorbatschow 2009 im Deutschlandfunk: „Die deutsche Presse ist die bösartigste überhaupt.“ Bis auf wenige Ausnahmen von ehrlicher Berichterstattung muß ich ihm recht geben.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Wir dürfen nicht überdramatisieren“ von Björn Harms & „Die Suche nach den infektiösen Patienten“ von Jörg Schierholz, JF 42/20

Mitglied im Club Med(izin)

Der weltweit verwendete PCR-Test kann günstigstenfalls nur feststellen, ob jemand irgendwann mit dem Corona-Virus in Kontakt gekommen ist. Auch Wochen nach dem Erstkontakt sind also positive Ergebnisse möglich, auch wenn niemals Symptome auftraten. So wird man Mitglied im „Club der Infizierten“ und wird in Quarantäne geschickt. Nichts könnte irreführender sein. Und mit einem solchen bröckeligen Fundament werden hierzulande Tausende als „infiziert“ gebrandmarkt und ihrer bürgerlichen Freiheiten und Rechte beraubt. Und der Wahn geht immer weiter und führt zu immer absonderlicheren Segregationsmaßnahmen.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel




Schwangere Männer getestet

Wenn Politik und Medien von Infektionszahlen reden, handelt es sich immer noch in den meisten Fällen lediglich um positive PCR-Testergebnisse. Das ist aber nicht dasselbe. Nach einem halben Jahr Corona-Hysterie sollten sie es eigentlich besser wissen. Der PCR-Test detektiert Genabschnitte von Sars-CoV-2; er sagt aber nichts darüber aus, ob es sich um infektionsfähige Viren oder lediglich um Virusreste nach durchgemachter Infektion handelt. Dann fällt der Test zwar positiv aus, aber der Träger ist mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr infektiös. 

Doch unsere Regierung fällt ihre fatalen Entscheidungen immer noch auf der Grundlage der positiven Ergebnisse des PCR-Tests. Und zur Erhaltung der Angst (Angst macht den Untertan gefügig!) kommen tägliche Horrormeldungen von der Corona-Front, etwa die Aussage: „Coronazahlen schnellen in die Höhe.“ Es ist doch eine Binsenweisheit: Je mehr Menschen ich teste, um so mehr positive Ergebnisse werde ich finden. Zur Verdeutlichung ein etwas schräges Beispiel: Wird bei einer Million Männern ein Schwangerschaftstest gemacht, finden sich wegen der Positiv-Fehlerquote etwa 10.000 bis 15.000 schwangere Männer. Werden in der Folgewoche 1,1 Millionen Männer getestet, läßt sich behaupten: Die Anzahl schwangerer Männer ist um bis zu 1.500 gegenüber der Vorwoche gestiegen. Absurd. 

Im Hessischen Ärzteblatt (Oktober 2020) war in einem Artikel von Professor Dr. med. Ursel Heuhof und Professor Dr. med. Rene Gottschalk dagegen zu lesen: „Nach anfänglich vielen schweren Covid-19-Verläufen und Todesfällen, die aber nicht zwingend durch Sars-CoV-2 hervorgerufen wurden, werden seit Monaten weniger schwere Erkrankungen mit weniger Krankenhauseinweisungen gemeldet, auch treten Todesfälle seltener auf. (...) Eine Übersterblichkeit ist weder in der Gesamtbevölkerung noch in der Gruppe der Hochrisikopatienten (Bewohner von Altenpflegeheimen) zu verzeichnen.“ Diese Professoren kommen also zu ähnlichen Erkenntnissen wie der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Herr Gassen oder Professor Streeck. Sind die nun etwa alle „Covidioten“? 

Aus einem relativ normalen Virus haben unsere Politiker mit medialer Unterstützung und Hilfe ausgesuchter Experten eine „epidemiologische Notlage“ erschaffen. Hierzu paßt auch die Aussage Wolfgang Schäubles in der Westfälischen Zeitung vom 21. August 2020, wo er die Corona-Krise als eine große Chance für Europa ansah: „Der Widerstand gegen Veränderung wird in der Krise geringer. Wir können die Wirtschafts- und Finanzunion, die wir politisch bisher nicht zustande gebracht haben, jetzt hinbekommen.“

Hans Wolfgang Schumacher, Düsseldorf






Zum Leserbrief: „Der Vatikan unternahm nichts“ von Claus Rochlitzer, JF 42/20

Mehr Hilfe als die Alliierten

Am 6. Oktober 1943 bat Heinrich Himmler in einer Rede vor Reichs- und Gauleitern in Posen, „wirklich nur zu hören und nie darüber zu sprechen“, daß jüdische Frauen und Kinder gleich den Männern auszurotten seien. Es war also allgemein nichts von den Mordplänen gegen Juden, die die reichsdeutsche Regierung zu verantworten hatte, bekannt. Ebenso war es nur schwer vorstellbar, so der Politologe Alfred Grosser, „daß Hitler und seine Leute vom Land der Musiker und Philosophen“ so etwas verantworten konnten. Selbst die in den Osten deportierten Juden wußten lange nicht, welches Schicksal sie dort erwartete. 

So mußte der Vatikan, wollte er nicht seine Neutralität einbüßen und somit noch weniger Möglichkeiten zur Hilfe für die Verfolgten haben, auf belastbare Beweise für die behaupteten Verbrechen warten: dies in Kenntnis auch der Greuelpropaganda etwa der Briten im Ersten Weltkrieg, die gegen die als „ Hunnen“ bezeichneten Deutschen gerichtet war und die sich nach 1918 als falsch erwiesen hatte. Überdies scheint es den Alliierten mit der Sorge um Juden nicht gar so ernst gewesen zu sein: Wie sonst ist zu erklären, daß jene ihre Staaten für die Verfolgten, die vom und mit Hilfe des Vatikans mit Pässen und Geld ausgestattet wurden und dringend einen sicheren Zufluchtsort suchten, zumeist verschlossen, und zudem keine der von ihnen aufgeklärten Vernichtungslager bombardierten? 

Ein öffentliches Anprangern von Verbrechen führte im übrigen, wie die Kirche am Beispiel der Proteste gegen die antijüdischen Ausschreitungen in der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 sah, im besten Falle zu nichts oder im schlimmsten Fall, so 1942 nach der Verurteilung der Judendeportation in den Niederlanden, zu deren Beschleunigung und Verschärfung, was die Ermordung unter anderem von Schwester Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein) nach sich zog. Nebenbei sei nur an die Weihnachtsansprache Pius XII., der in seiner Zeit als Nuntius im Deutschen Reich in 44 Reden 40mal die nationalsozialistische Lehre verurteilte, aus dem Jahr 1942 erinnert, in der er sich für jene einsetzte, die „bisweilen nur um ihrer Volkszugehörigkeit oder Abstammung willen dem Tode geweiht“ waren. 

Festzustellen bleibt, daß die katholische Kirche unter Pius XII., die in dieser Hinsicht mehr tat und erreichte als alle anderen Helfer zusammen, zwischen „mindestens 700.000, wahrscheinlich aber (...) 860.000 Juden vor dem sicheren Tod“ rettete, so Pinchas E. Lapide; Michael Hesemann schätzt die Zahl der Geretteten auf „rund 960.000”.

Alexander Ehm, Schardenberg/Österreich







Zu: „Gaulands Verantwortung“ von Dieter Stein, JF 41/20

JF-Mahnung ernst nehmen

Dieser Kommentar zur Lage der AfD trifft, wie so viele JF-Kommentare zuvor, ins Schwarze. Leider hat Gauland, neben seinen Verdiensten um die Etablierung der politischen Alternative, auch einen großen Anteil an Verantwortung für die aktuell prekäre Lage auf sich geladen. Er hat viel zu lange die Radikalisierung des „gärigen Haufens“ zugelassen, die ins gesellschaftliche Abseits führt. Wenn man nicht aufpaßt, knallt es am Ende dieser Gärung. Alexander Gauland hat vor Jahren mal gesagt, um die AfD zu verstehen, müsse man die JUNGE FREIHEIT lesen. Da hat er recht. Um zu verstehen, welche Kurskorrektur notwendig ist, um einen Absturz im Abseits zu vermeiden, muß er selbst endlich die JF-Mahnungen ernst nehmen. Oder seine Fraktionskollegen, darunter viele JF-Leser, müssen Konsequenzen ziehen. Deutschland braucht die AfD. Hunderttausende Konservative und demokratische Rechte setzen auf sie. Sie muß sich stabilisieren.

Heinrich Richter, Berlin






Zu: „Der grüne Klimapaniker“ von Jörg Fischer, JF 41/20

Bayern vernichtet Autoindustrie

Die grüne Wendung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, hin zum Kampf gegen Verbrennungsmotoren, wird den Niedergang der deutschen Autoindustrie und von deren Arbeitnehmern bewirken, aber nichts zur Rettung des Weltklimas beitragen. Professor Sinn hat nämlich völlfig recht, daß die ölerzeugenden Staaten keinen Barrel weniger Erdöl verkaufen werden. Wenn in Deutschland weniger Sprit verbraucht wird, gibt es genügend andere Abnehmer in der Welt, zumal die Ölstaaten auf ihre Einnahmen aus dem Verkauf von Öl angewiesen sind.

Dietherr Fülle, Geislingen




Positiv: Planungssicherheit

Weil der CSU-Politiker Markus Söder für ein Enddatum der fossilen Verbrenner mit fossilen Kraftstoffen eintritt, ist dem Autor zufolge die CSU keine Autofahrer-Partei mehr. Dieser Logik folgend wären Elektroautos keine Autos. Daran sieht man wie absurd die Gedankengänge von Jörg Fischer in dieser Beziehung sind. Auch E-Autos sind Individualverkehrsmittel, wie eben auch Verbrenner. Bei E-Autos fehlt noch das breite Angebot und eine dichte Ladeinfrastruktur. Durch ein Datum für das Ende der Neuzulassungen von Verbrennern erhält sowohl der Autokäufer als auch die Autoindustrie Planungssicherheit.

Georg Biedermann, Günzburg






Zu: „Wir kommen als Deutsche zu Deutschen“ von Paul Rosen, JF 41/20

Verschrottet und eingeschmolzen

Die Formulierung, 1990 seien mit der Bundeswehr und der NVA zwei gegnerische Armeen „zusammengeführt“ worden, ist irreführend. Daß sich die Bundeswehr jahrelang mit dem Konnotat „Armee der Einheit“ schmückte, ist zwar eine Meisterleistung an erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit, entspricht aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. So nahmen an der 33. Kommandeursta­gung der Bundeswehr im Mai 1992 in Leipzig rund 400 Generale/Admirale und Obristen in Kommandeursstellungen teil; der höchste Repräsentant aus den Gefilden der ehemaligen NVA war ein Oberstarzt. 

Tatsächlich beabsichtigte die Bundeswehrführung von Anfang an keine Vereinigung beider deutscher Streitkräfte. So löste Verteidigungsminister Stoltenberg die NVA am 2. Oktober 1990 sang- und klanglos auf, obwohl er ihren Angehörigen eine faire Chance verspro­chen hatte. Zuvor waren alle Generale und Admirale, alle Politoffiziere, alle Soldaten über 55 Jahre und alle weiblichen Soldaten entlassen worden. Die im Zwei-plus-Vier-Vertrag festgeschriebene Reduzierung der neuen Bun­deswehr erfolgte weitgehend auf Kosten der NVA, die zu über 90 Prozent abgewickelt wurde. Die übernommenen Soldaten – meist um zwei Dienstgrade zurückgestuft – durften zunächst keine Kommandogewalt in der Bundeswehr übernehmen. Den Offizieren wurde das Tragen vormaliger Dienstgrade mit dem Zusatz a.D. am 9. Februar 1993 un­tersagt. Sie galten ohne Titel als „Gediente in fremden Streitkräften“. 

Sowohl anläßlich der Außerdienststellung der Truppenteile der NVA 1990 als auch in den Jahren 2005 und 2006, als sich die Gründung der beiden deutschen Nachkriegsarmeen zum fünfzigsten Mal jährten, ließ die Bundeswehr jegliches Stilempfinden vermissen. Besonders harsch war das Urteil von Egon Bahr, der vom 1. Juli bis 2. Oktober 1990 als Berater von Ab­rüstungs- und Verteidigungsminister Eppelmann fungierte: „Hier wuchs eben nicht zusammen, was zusammen gehörte, sondern hier wurde über­nommen, verschrottet, eingeschmolzen.“ Auch der vormalige Generalin­spekteur der Bundeswehr Wellershoff sah sich zu der deutlichen Feststel­lung veranlaßt, „daß es entgegen vieler Mißverständnisse nicht um die Integration zweier Armeen ging, sondern um die Auflösung der Streitkräfte der DDR“. So argumen­tierte auch der vormalige Stellvertretende Befehlshaber des Bundeswehrkom­mandos Ost von Scheven: „Noch immer wird in der Öffentlichkeit be­hauptet, zwei deutsche Armeen seien zusammengefügt worden. Dies trifft nicht zu. Tatsächlich wurden die vorhandenen Bestandteile der NVA in die Bundeswehr eingegliedert, um anschließend vollständig aufgelöst zu wer­den.“ Der bereits zitierte Egon Bahr stellte im Vorwort zu seinem Buch „Das unliebsame Erbe“ bedauernd fest: „Hohe Offiziere der NVA bekamen nicht die Chance, ausgewählt und handverlesen, ihre demokratische Loya­lität zu beweisen, die hohen Offizieren der Wehrmacht, ausgewählt und handverlesen, gegeben wurde, um beim Aufbau der Bundeswehr mitzuwir­ken.“

Bernd Walter, Königs Wusterhausen