© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/20 / 23. Oktober 2020

Fischer-Verlag trennt sich von Schriftstellerin Monika Maron
Zurück im Aus
Thor Kunkel

Das Exempel, das der S. Fischer-Verlag mit seiner Trennung von Monika Maron statuiert, ist weiterer Ausdruck jener leichtfertigen, humansozialistisch verbrämten Menschenverachtung, die in Deutschland stets mehr Schriftsteller mit Rückgrat erwischt. Was die 79jährige Maron betrifft, grenzt das Prozedere allerdings an existentielle Vernichtung und ist mehr als beschämend: Marons in der DDR verbotener Roman „Flugasche“ hat zu Fischers Ruf mehr beigetragen als sämtliche Fischer-Neuerscheinungen der letzten zehn Jahre. Wie undankbar muß eine Verlagschefin wie Siv Bublitz eigentlich sein?

Marons jüngste Auslassungen in der Welt, der Verlag habe schon früher versucht, „mich vor mir selbst zu beschützen“, erinnerten mich wiederum an eine Formulierung, die mein Ex-Verleger Alexander Fest fand, um mich 2004 zu entsorgen. Folgerichtig wird die Autorin nun vom Spiegel als „umstritten“ gebrandmarkt, was einem „Kauft nicht bei Nazis“-Etikett entspricht. Für Maron bedeutet es auch die Vollendung eines unheilvollen Kreises: Dort, wo Fischer die Autorin der „Flugasche“ 1981 auflas, setzt er sie heute wieder ab – im gesellschaftlichen Aus. Kein Wunder, daß die Autorin darüber „traurig und fassungslos“ ist.






Thor Kunkel, gefeierter und preisgekrönter Schriftsteller („Das Schwarzlicht-Terrarium“), fiel 2004 mit seinem Roman „Endstufe“ einem Medienskandal zum Opfer.