© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/20 / 23. Oktober 2020

Aufgeschnappt
Härter zur Sache gehen
Björn Harms

Der Chef des Weltrugbyverbandes sprach von einer „schwierigen Entscheidung“, die aber notwendig gewesen sei. Transgender-Frauen dürfen künftig auf dem internationalen Parkett nicht mehr in weiblichen Rugbymannschaften spielen, verkündete der Verband kürzlich in einer Mitteilung. Vorausgegangen war der Entscheidung ein achtmonatiger Arbeitsprozeß einer sogenannten Transgender-Arbeitsgruppe. Dabei entstand ein 38seitiges Abschlußpapier, in dem es laut wissenschaftlicher Analyse heißt: Das Verletzungsrisiko von normalen Frauen, die gegen Transfrauen spielen, sei in dem kontaktreichen Sport um 20 bis 30 Prozent erhöht. Die Sicherheit könne bei schwerwiegenden Tackles nicht mehr gewährleistet werden. Daß biologische Männer härter zur Sache gehen können und so ein Risiko darstellen, klingt einleuchtend. Warum die Regelung jedoch nur für internationale Spiele im Profibereich gelten soll, weniger. Die Nationalverbände könnten für sich selbst entscheiden, meint der Weltverband. In England etwa ist es Transfrauen weiterhin erlaubt, in Frauenmannschaften zu spielen, wenn sie den Testosteronspiegel ein Jahr lang unter einem bestimmten Niveau halten, so die Rugby Football Union. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Studie des Weltverbandes seien ungenügend.